ⓦ 383 Die Kunst der Fotobuchgestaltung mit Amélie Walter - Erfahrungen aus dem Wolfgang Zurborn Workshop
Der Fotobuch-Workshop mit Wolfgang Zurborn sensibilisiert die Teilnehmer:innen für die vielen Fragen, die bei der Produktion eines Buches zu beachten sind. Der gesamte Prozess vom selektierten Bild zum Dummy und schließlich zum Buch wird ausführlich besprochen. Ziel ist es, die besonderen Qualitäten des Bildmaterials und die eigenständige persönliche Perspektive durch die Gestaltung der Fotografien hervorzuheben. Nur eine konsequente Bildauswahl mit einer aussagekräftigen Dramaturgie schafft die Grundlage für einen Dummy, der sich vom Mittelmaß abhebt.
Heute beschreiben Amélie und ich unsere Workshop Erfahrungen aus zwei gemeinsamen Tagen zusammen mit Wolfgang Zurborn und den weiteren Teilnehmern Eliane Torggler-van Saanen und Ludwig Lutz.
➡️ Unten gibt es meine beiden eBooks aus dem Workshop mit einer Rezension von Wolfgang Zurborn gratis als pdf und EPUB Download. 👍
🕒 Kapitelmarken im Podcast
(00:00) Frau Dr. Amélie M. Walter stellt sich vor
(09:50) Der Buch-Titel muss aus einem selber herauskommen
(11:15) Den Rat von Profis einholen
(14:00) Die Tücken stecken im Detail
(17:00) Fotoprojekt „Der subjektive Blick“
(20:00) Beobachtet und unbeobachtet „Auf Armeslänge“
(26:00) Ähnliche Bilderpaare finden und Assoziationen suchen
(28:30) Das kann kein Buch werden, ich sehe etwas anderes
(31:30) Wenn die Idee auf die Realität trifft
(33:30) Mutig sein und über den Tellerrand denken
(37:30) Was ist das erste Bild und was das Schlussbild?
(39:30) Thomas Sicht der Welt: Viele Themen und Genres
(42:00) Wie passen die unterschiedlichen Bilder zusammen?
(44:45) Edition Streetfoto als Leporello
(47:00) Ein starkes Bild am Anfang und eines am Ende
(49:00) Effekte beim Blättern durch das Leporello
(50:10) Singuläre Bilder aus Marokko von Ludwig Lutz
(53:00) Orchideen in sw
(56:00) Nik Collection und Experimente mit Orange and Teal -> Video
(59:00) Tipp von Joel Meyerowitz: Perlen im Archiv entdecken
(1:01:00) Ausdrucken und an die Magnettafel hängen
(1:04:00) Reger Austausch im Fotoclub
ⓦ 366 Wolfgang Zurborn über Grammatik und Sound in der Fotografie
Bilder von Amélie Walter vom Workshop mit Wolfgang Zurborn im Softcover in Wien
Mehr von Amélie Walter und ihr Buch Herzensangelegenheiten
https://softcover.at/product/amelie-walter-herzensangelegenheiten/
Gratis Downloads als pdf und EPUB
Die Kunst der Fotobuchgestaltung - Workshop mit Wolfgang Zurborn
Buchentwürfe von Thomas Füngerlings
Text von Wolfgang Zurborn
Die beiden Bildsequenzen von Thomas Füngerlings, die wir im Rahmen meines Fotobuch-Workshop bei SOFTCOVER in Wien erarbeitet haben, bilden die Grundlage für zwei sehr unterschiedliche Publikationen in Leporello-Form. Diese können dabei in anschaulicher Weise deutlich machen, wie wichtig es ist, beim Editieren von Fotobüchern auf die Sprache der Bilder zu hören. Es gibt kein einheitliches Rezept für die Gestaltung von Bildbänden. Das Konzept dafür sollte immer auf dem Verständnis für die persönliche Bildsprache der Fotograf*innen basieren.
Die S/W-Fotografien der "Street Edition One" von Thomas Füngerlings verkörpern im besten Sinne die Philosophie einer Straßenfotografie, die in ungestellten Momenten lebendige Dokumente des Gegenwärtigen einfangen. Die Sequenz der Bilder folgt dabei keiner linearen Logik von Ort oder Zeit. Es geht bei dem Editieren der Fotografien vielmehr darum, eine Choreografie des Urbanen zu entwickeln, in der die städtische Architektur die Bühne liefert für alltägliche Szenerien, bei denen die Menschen mit ihrer Körpersprache, Gestik und Mimik ausdrucksstark zur Geltung kommen.
Die Offenheit für überraschende und unvorhersehbare Momente, die permanente Provokation des Zufalls, schafft einen Freiraum der Wahrnehmung, in der es keine eindeutigen Wertungen und thematischen Eingrenzungen gibt. Es ist eine große Herausforderung, bei der Zusammenstellung dieser subjektiven Einblicke eine Leichtigkeit bei der Betrachtung der Welt sinnlich erfahrbar zu machen ohne in eine Beliebigkeit abzugleiten.
Aus diesem Grund ist es so wichtig, mit großer Sorgfalt und Sensibilität an dem Zusammenspiel der Bilder zu arbeiten. Die "Street Edition One" bildet dafür ein gutes Beispiel, da die Stringenz des Edits die Neugier der Betrachter*innen permanent wachhält.
Die "Edition Two" beinhaltet zwar auch Straßenszenen im städtischen Umfeld, aber diese sind durch eine starke Fragmentierung des Blicks oder extreme Unschärfen deutlich stärker abstrahiert. Die Interaktion der Bilder lässt keine klassische Form der Narration entstehen, weil konkrete Zusammenhänge zwischen den abgebildeten Personen und ihrem Lebensumfeld nicht mehr zu erkennen sind.
Wie in einem Tagtraum werden die Betrachter*innen mit auf die Reise in eine surreale Welt genommen, in der Natur und Kultur, Urbanes und Rurales in einer assoziativen Weise zusammenklingen. Wenn man sich auf diese hintergründige Form der fotografischen Wahrnehmung einlassen kann, eröffnen sich einem Fantasieräume, die einen befreien können von der Eindimensionalität des rein Faktischen. Jede einzelne Aufnahme behält im Fluss der Bilder ihre ganz eigene Imagination von Wirklichkeit und fügt sich in der Addition der vielschichtigen visuellen Ebenen zu einem radikal subjektiven Blick auf das Spannungsfeld von Stadt und Land zusammen.
In den beiden Buchentwürfen von Thomas Füngerlings werden seine fotografischen Aufnahmen auf sehr unterschiedliche Weise editiert, um die besonderen Qualitäten der Fotografien zwischen präziser Betrachtung und poetischer Abstraktion zur Geltung zu bringen.
Keines der Bilder aus dem ersten Buchdummy könnte beim zweiten sinnvoll eingefügt werden und keines aus dem zweiten Buchentwurf wäre eine Bereicherung für den ersten. Bei der Gestaltung von Fotobüchern ist es deswegen von elementarer Bedeutung, die Aufgabe von Bildern nicht in der Illustration von Begriffen zu sehen, sondern ihre ganz eigene Sprache zu verstehen.
Fotos vom Workshop mit Eliane Torggler-van Saanen, Amélie Walter, Ludwig Lutz und Thomas Füngerlings
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