#45 Tipps für bessere Smartphone-Fotos
Alle Smartphones haben heute eine eingebaute Kamera. Wow, wenn du so ein Ding hast, dann ist es plötzlich so leicht, seine Motive und die Umgebung im tollen Licht erscheinen zu lassen. Der ultimative Vorteil, du hast sie immer dabei, die Bedienung ist simpel und das Ergebnis sofort sicht- und teilbar. Die Bilder sind oft wirklich gelungen und vorzeigbar.
Aber ich bin der Meinung, es geht immer einen Ticken spannender. Und trotzdem kann die Automatik nicht die ganze Physik wegrechnen. So fragte mich Volker K., warum da plötzlich zwei Sonnen am Horizont seines Fotos zu sehen sind.
Da ich öfter angesprochen werde, wie geht dies und wie hast du das gemacht, kommt heute mal ein kleiner Basis-Kurs für iPhone-Knipser. Hier meine persönlichen Tipps für bessere Fotos (nicht nur) mit dem Smartphone.
12 Tipps für bessere Fotos
Als erstes schau mal, ob die Linse sauber ist, denn die Smartphone-Kamera wird schnell dreckig. Die Verschmutzung sorgt für Flecken oder unscharfe Bereiche auf den Bildern. Einfach mit dem T-Shirt oder einem weichen Tuch darüberwischen.
Ich empfehle die originäre Kamera-App, also die eingebaute App, die man mit nur einer Bewegung sofort „anschaltet“. Schnelle Einsatzbereitschaft ist oft das A und O für ein perfektes Foto. Damit geht kein entscheidender Moment mehr durch die Lappen.
Die Komposition
Fangen wir mit der Bildkomposition an, also was willst du zeigen und was ist auf dem Bild (wo) zu sehen. Gute Komposition geht eigentlich ganz einfach. Das (eingebaute) Raster, mit den neun Feldern hilft den Horizont gerade zu halten und Objekte nicht langweilig in die Mitte zu setzen.
Jetzt platziere dein Haupt-Motiv auf eines der vier rot markierten Schnittpunkte. Das nennt man die Drittel-Regel. Die Drittel-Regel dient dazu Bilder interessanter und harmonischer wirken zu lassen, andernfalls wirken sie statisch und schwer.
Die Einstellung "Raster" kannst du beim iPhone wie im Bild links aktivieren. Zwar kann man schiefe Bilder auch nachträglich begradigen. Dabei gehen aber Teile des Randes verloren.
Doppelt und dreifach
Jetzt geht es ans Fotografieren. Mein Tipp: Mach gleich mehrere Aufnahmen von einem Motiv. Nutze die Serienbildfunktion (Auslöseknopf gedrückt halten) robbe dich heran, wechsle den Blickwinkel. So kannst du den richtigen Zeitpunkt nicht verpassen. Das Schöne an der Digitalfotografie ist, dass du das beste Foto auswählen und die übrigen einfach löschen kannst.
Tricky Tricks
Viele Smartphones haben einen Selbstauslöser, am iPhone gelingt das Gruppenfoto mit dem Kopfhörer: Einfach die Kamera-App starten, Headset anstöpseln und das Handy irgendwo platzieren. Beim Drücken der Lautstärkewippe knipst die Kamera ein Foto. Mit dem „Fernauslöser“ kann man auch Selfies schießen, ohne den ausgestreckten Arm zu sehen. Kleiner Tipp am Rande, wenn du unbemerkt knipsen oder diskret sein möchtest, einfach das Gerät auf lautlos schalten (Klingelton abstellen) und schon ist das Auslösegeräusch unterdrückt.
Nah und noch näher
Dem Fotografen und Kriegsreporter Robert Capa wird der Ausspruch zugeschrieben: „Wenn deine Bilder nicht gut genug sind, warst du nicht nah genug dran.“ Zwar haben die neuen Smartphones meistens eine Zoomfunktion, aber die Elektronik erzeugt - neben dem sogenannten Rauschen als störende Pixel im Bild - meist nur verwackelte Bilder. Es hilft nix, du musst näher ran gehen. Das macht das Bild auch authentischer.
Stativ vergessen?
Du brauchst kein Mini-Stativ. Hilfsmittel für verwacklungsfreie Aufnahmen sind überall vorhanden, nimm den Tisch, Laterne, Hauswand, den Zaun und so weiter. Alle Gegenstände, an denen du dich anlehnen oder auf denen du die Hände aufstützen kannst, eignen sich als improvisiertes Stativ für ein Smartphone.
Achtung Gegenlicht
Lichteffekte: Wenn die Sonne lacht, gelingen gute Bilder. Aber bitte nicht gegen das Licht fotografieren, sondern mit dem Lichteinfall. Und falls du doch ins Licht oder in die Sonne knipst, dann kannst du mit einer Hand die Linse etwas abschatten.
Mit dieser „Gegenlichtblende“ vermeidest du das Streulicht (Lens Flare), welches „Doppelsonnen /-Lichter“ erzeugt. Drinnen stellst du dich mit dem Rücken zum Fenster. Achte auf deinen Schatten!
Besonders beeindruckend finde ich gerade Gegenlichtaufnahmen, wenn das Motiv als Silhouette zu sehen ist.
Foto: Volker Kunz
Weniger ist mehr!
Nach meiner Meinung sollte so wenig wie möglich vom Hauptmotiv ablenken. Dabei hilft das Spiel mit der Perspektive. Etwa, indem etwas vor dem blauen Himmel abgelichtet wird. Oder man geht näher heran.
Mitzieheffekt
Das können die meisten von euch mit etwas Übung auch. Du kannst die Bewegung eines schaukelnden Kindes oder eines fahrenden Autos einfrieren. Dazu bewegst / ziehst du dein Smartphone mit dem Motiv mit (Mitzieheffekt) und schaffst es, das richtige Tempo zu treffen, so erscheint Kind oder Auto im Idealfall scharf und der Hintergrund unscharf. Unten siehst du, es braucht ein paar Anläufe, beim zweiten Bild ist es mir gelungen den Laster "einzufrieren".
Bewegungsunschärfe
Bewegungsunschärfe ist ein ähnliches Stilmittel zum Fotografieren. Nicht jedes Bild muss scharf sein. Gezielte Unschärfe kann ein Motiv zu einem besonderen Bild machen. Bewegungsunschärfe entsteht, wenn du bewegte Motive mit (zu) langen Verschlusszeiten ablichtest. Das ist etwas einfacher als der obige Mitzieheffekt. Du stellst dich an eine Wand, hälst das Gerät ruhig und läßt Passanten vorbeigehen oder die Bahn vorbeifahren.
Leider gelingt dies mit der eigenen App nicht so gut. Ich empfehle hier ProCam5 aus dem Appstore. Hier bekommst du echte Profitools für ganz kleines Geld (unter 7 Euro).
Der Effekt ist immer wieder verblüffend, ich mag solche Bilder. Du kannst mit bewegenden Hintergründen und statischen Personen oder mit bewegenden Personen im Vordergrund vor statischer Kulisse spielen. Hier ein paar Schnappschüsse ...
Nachbearbeitung ist erlaubt
Zum Schluss, Nachbearbeitung ist nicht verboten. Bereits mit Bordmitteln in der App kannst du Bilder mit nur einem Fingertipp verbessern, mit einem schwarz-weiß Filter versehen oder verblitzte rote Augen entfernen.