Wiebusch Bosse Uhlmann live aus Wien 2021 … mit Setlist
Endlich wieder geile LIVE-Musik erlebt: Wiebusch Bosse Uhlmann: Marcus Wiebusch von Kettcar, Aki Bosse und Thees Uhlmann auf die feine Tour mit Station in Wien
Setlist Wien Globe Open Air, 8.8.2021
48 Stunden
Die Toten auf dem Rücksitz
So oder so
Endlich einmal
Rettung
Wende der Zeit
Benzin und Kartoffelchips
Junkies und Scientologen
St Pauli - Das hier ist Fußball
Mein Skateboard kriegt mein Zahnarzt
Der letzte Tanz
Das Paradies
Zugvögel
Nur einmal rächen
Wartesaal
Balkon gegenüber
New York
Zum Laichen und Sterben ziehen die Lachse...
Die schönste Zeit
Landungsbrücken raus
Support / Vorband: Sir Simon & Burkini Beach
Supergroup des Indiepop
Von Michael Zirnstein - Süddeutsche Zeitung vom 4.8.2021
"Bloß nicht rumlangweilen" wollen Thees Uhlmann, Aki Bosse und Marcus Wiebusch (von links) als Songwriter-Trio.
Die Songwriter Aki Bosse, Thees Uhlmann und Marcus Wiebusch machen gemeinsame Sache. Im Münchner Olympiastadion spielen sie mit Band die Songs der Kollegen. Lieblingslieder werden auch erklingen, womöglich von "Oasis".
Der Zusammenschluss lief genauso durcheinander ab, wie man sich das bei diesen drei Songwriter-Unikaten vorstellt. Thees Uhlmann und Marcus Wiebusch, die Gründer der feinen Hamburger Plattenmanufaktur Grand Hotel van Cleef, riefen bei ihrem Kumpel Aki Bosse an und fragten, ob er Lust auf ein paar gemeinsame Konzerte habe. Klar hatte er Bock, sagt Bosse. Genau das stand eh auf seiner To-Do-Lebensliste, mit seinen Freunden aus Hamburg und Berlin abhängen und Musik machen und das ganze als Arbeit deklarieren. Er, einige Jahre jünger und jetzt 41, sei mit deren Musik und der ihr zugrunde liegenden Philosophie sozialisiert worden.
In den USA wäre das vielleicht so, als würden Bob Dylan, Neil Young und Elvis Costello gemeinsam touren, auch wenn sich Bosse eher bescheiden gibt und die Indie-Supergroup hierzulande "in der Zweiten Bundesliga" verortet. So ist das mit dem Selbstverständnis des Indie-Pop, den niemand je so schön definierte wie einst Thees Uhlmann im Szene-Film "Müssen alle mit": Es sei wie ein Sprung vom Drei-Meter-Brett, erst einen geschraubten dreifachen Salto antäuschen, und dann verweigern und mit Arschbombe ins Wasser klatschen.
"Wie die drei Tenöre"
Jedenfalls machten sie erst Fotos von sich im Probenraum von Wiebuschs Band Kettcar, dann kochten sie gemeinsam und überlegten, wie das Unternehmen ablaufen solle. Gemeinsam würden sie jeweils sechs Songs jedes einzelnen auf der Bühne spielen, "wie die drei Tenöre". Plus ein paar Lieblingslieder, wobei das auf Oasis hinauslaufen könnte, denn alles an deutscher Musik, was er mag, sagt der Hamburger Bosse, klänge irgendwie nach Tomte, also Uhlmanns erster Band nach dessen Karrierestart als Roadie bei Tocotronic, oder nach seinen Münchner Freunden Sportfreunde Stiller, oder eben den englischen Proto-Helden der Indie-Welt Oasis.
Weil sie vermuteten, bei vielen Fans bestünde aufgrund des Pressefotos die Angst, "da würden jetzt drei Typen mit Akustikgitarren auf der Bühne stehen und rumlangweilen", formierten sie noch eine Band aus befreundeten Musikern, etwa mit Cindia Krüger aus Farin Urlaubs Truppe Racing Team. Überhaupt läuft das meiste bei Aki Bosse über Freundschaften. Auch wenn er sich für die Arbeit an seinem Ende August erscheinenden achten Album "Sunnyside" in seinem Heimstudio weggeschlossen und zwischen Gitarren, Piano und Synthesizer sämtliche Gefühlszustände erlebt hat: von "Paradies", seiner politischen Träumerei von einer gerechten Welt, bis zum zu Tränen rührenden Abschiedsstück "Vater".
Im bereits veröffentlichten Video zur unwiderstehlichen Liebeshymne "Wild nach deinen Augen" ("Erst ein Glas Rotwein in der Küche trinken, danach Liebe machen", rät Bosse dazu) sieht man dann aber Freunde, von denen er auch Fan sei, wie die Schauspieler Jasna Fritzi Bauer und Bjarne Mädel Laser-blinzelnd wie Superhelden durch die Welt strawanzen. Und in "Der letzte Tanz" bricht eben diese Frau Bauer mit dem Kollegen Maximilian Mundt nachts ins St.-Pauli-Stadion ein. Eine lebensbejahende Hymne ("nichts ist für immer, alles Einwegmomente"), wie geschaffen für so ein aus der Not geborenes Stadionkonzert im Münchner "Kultursommer in der Stadt".
Ob die drei dieses Stück spielen werden, verrät Bosse nicht. Er sagt nur, Uhlmann (bekannt längst auch als Romanautor: "Sophia, der Tod und ich") habe sich bei ihm "Steine" gewünscht, weil der das für die textlich beste Nummer halte. Sie spielen es nicht, Bosse deutet nur an, er habe seine Setlist an allen seinen Zielgruppen ausgerichtet: "Zwei für die Radiohörer, zwei fürs Feuilleton, zwei für den Hüftschwung." Und er habe sich von Wiebusch die Hamburg-Hymne "Landungsbrücken raus" gewünscht, die er in der Musiksendung "TV Noir" selbst mal mit Cello interpretiert hat. Das werden sie spielen. Und von Kumpel Thees "Lachse", weil er die Chöre darin so schön findet. Wenn es etwas gibt, das diese drei vereint, dann das Schwelgerische, die Liebe zum Pathos bei aller Lebensnähe. Inzwischen nähert sich das neue Trio, das Uhlmann mal im Überschwang Die drei Bosse nennen wollte, sogar dem mehrstimmigen Satzgesang an, wie bei STS oder den Eagles. Also alles andere als durcheinander.