#41 Robert Frank "The Americans"

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Robert Frank

Drama, Baby! Das war die Neuerung, die Robert Frank in den 50er Jahren in die Streetfotografie einbrachte. 

Drama, Baby! Das war die Neuerung, die Robert Frank in den 50er Jahren in die Streetfotografie einbrachte. Mit seinem vor über 50 Jahren erschienen Fotoband "The Americans" lieferte er ein düsteres Gegenbild zur Selbstsicht der USA zur Zeit des Kalten Krieges. Die Ausstellung in Wien lief bis zum 21.1.2018.

Was ist Streetfotografie?

Im Wesentlichen geht es in der Streetfotografie um das Ablichten von Menschen - im öffentlichen / urbanen Raum. In einer Situation, die nicht gestellt ist, sondern sich im Augenblick der Ablichtung spontan ergibt. Der Moment, der im Foto festgehalten wird, ist authentisch und dokumentiert das Alltagsleben. Die Kunst der Streetfotografie besteht somit nicht in einer künstlich geschaffenen Szenerie, sondern im Einfangen einer Alltagssituation durch ein möglichst perfektes Zusammenspiel von vorausschauendem Sehen, Zufall, Kreativität, Perspektive, Licht und Technik bzw. Einstellungen an der Kamera und anschließender Bildbearbeitung.

The Americans

Robert Franks zwischen 1955 und 1957 aufgenommene Werkgruppe The Americans schrieb Fotogeschichte: Während eines Road Trips durch die USA aufgenommen, beleuchtet Frank in düsteren schwarz-weiß Bildern den „American way of life“ der Nachkriegszeit, den er als von Rassismus, Gewalt, Patriotismus und Konsum geprägt zeigt. Er zeigt immer wieder Flaggen, die zum belanglosen Accessoire werden. Cowboys, Paraden, Autos, Schnellrestaurants, das sind wiederkehrende Motive in Robert Franks Amerika-Bildern. 

Die Fotos sind teilweise aus dem Auto heraus aufgenommen, sie sind verwackelt, extrem angeschnitten und sie wirken wie aus der Hüfte geschossen. Genau dies wurde eine Art Markenzeichen, sein charakteristischer Hüftschuss, also Fotografieren ohne großes Fokussieren. Mit seiner Kleinbildkamera (35 mm Leica) gelangen ihm die spontanen, oft unbemerkten Aufnahmen.

Aber das macht alles so lebendig und bedrückend zugleich. Seine Fotos entsprechen überhaupt nicht dem Selbstbild der USA. Aus den 767 während seiner Reise verschossenen Filmrollen, aus insgesamt 27.000 Negativen, wählte Robert Frank 83 Fotos für sein Buch aus. Publiziert wurde es 1958 als Fotobuch – zunächst allerdings nur in Frankreich. Als es im Jahr darauf in den USA erschien, war die Kritik, bis auf jene der New York Times, verheerend. Seine grimmigen, das amerikanische Selbstbild torpedierenden Bilder legte man dem Schweizer als bösartigen Amerika-Hass aus. Doch mit der Zeit wandelte sich das Blatt. Robert Frank gilt seitdem als einer der einflussreichsten Fotografen der Nachkriegszeit, der die Streetfotografie nachhaltig erneuerte.

Don't Blink - Nicht blinzeln

Laura Israel porträtiert in "Don't Blink" den US-Schweizer Fotografen und Filmemacher Robert Frank (94). Jeden Tag eine kleine Videoaufnahme nehme er sich vor. Zwischen Film und Fotografie macht Robert Frank schon lang keinen Unterschied mehr. Laura Israel kennt den öffentlichkeitsscheuen Künstler gut.

In einem in den Film montierten TV-Interview kann man sehen, wie keck und provokant er als Gegenüber sein kann. Israel konfrontiert einen bescheideneren, aber immer noch ruhelosen Frank nun mit eigenen Arbeiten – beginnend mit Pull My Daisy (1959), dem vielleicht einzig wahren filmischen Zeugnis der Beatniks. Jack Kerouac hat dafür noch selbst den lyrisch-ekstatischen Kommentar eingesprochen. Bei Franks Schaffen sind das Biografische und das Künstlerische ohnehin kaum zu trennen.

Wie in der Fotografie interessiert er sich auch filmisch für gesellschaftliche Außenseiter. In einem seiner schönsten Filme, Paper Route, begleitet er einen Zeitungsausträger durchs Schneetreiben. Vor allem richtet Frank aber den Blick immer wieder auf sich selbst, seine Nächsten und die Frage, wie – oder besser: ob man auf das Leben mit einem Film antworten kann. Life Dances On ... (1980) zum Beispiel ist ein fragiler, in jeder Sekunde sich selbst hinterfragender Film, in dem der trauernde Vater seiner (bei einem Flugzeugabsturz) verunglückten Tochter Andrea gedenkt und zugleich am Widerstand seines Sohnes Pablo scheitert, ihn nicht aus seiner Isolation lockt. Er begeht in jungen Jahren Selbstmord.

Israel verdeutlicht noch einmal, welche Offenherzigkeit in diesem Werk steckt. Den wenigsten gelingt eine solche Gratwanderung, ohne schamlos zu wirken. Sein Motto: Ein Film, hole das Leben zurück, wogegen die Fotografie es nur als Erinnerung bannt. So kann man es stehenlassen. 

Aus dem Leben von Robert Frank

Robert Frank wurde am 9.11.1924 in Zürich als Sohn des Innenarchitekten Hermann Frank aus Frankfurt und der Schweizerin Rosa Zucker aus Basel geboren. Der wegen seiner jüdischen Herkunft nach dem Reichsbürgergesetz staatenlos gewordene Vater beantragte 1941 für seine Söhne die Schweizer Staatsbürgerschaft, die Robert Frank aber erst 1945 erhielt. Zwischen 1941 und 1947 arbeitete Robert Frank als Fotograf in Zürich und Genf und war unter anderem für die Standbilder in verschiedenen Schweizer Filmen zuständig.

Anschließend reiste er nach New York, dort stellte er seine Fotomappe Alexei Brodowitsch vor, dem bekannten künstlerischen Leiter der Modezeitschrift Harper’s Bazaar. Brodowitsch erkannte dessen Talent und stellte ihn im selben Jahr als Assistenzfotograf ein. Bei Auslandsreisen im Auftrag seiner Arbeitgeber in den Jahren von 1948 bis 1954 unter anderem durch Peru, Bolivien, Spanien, Italien, Südfrankreich, England und Wales traf Robert Frank die Fotografen und Bildjournalisten Elliott Erwitt, Edward Steichen und Walker Evans. In dieser Zeit arbeitete er für Magazine wie Life, McCall’s, Look, Charm, Vogue und Fortune.

Ab 1953 begann Frank in New York mit Edward Steichen Werke für die Ausstellung Post-War European Photographers am Museum of Modern Art und für The Family of Man ausfindig zu machen und auszuwählen. 1954 bewarb er sich um ein Guggenheim-Stipendium, das ihm 1955 auch gewährt wurde. Er plante eine großangelegte Bildreportage über die Vereinigten Staaten zu fotografieren. Bis 1957 reiste er deswegen durch die Staaten und machte 27.000 Fotos, von denen er nur 83 Abzüge zu seinem Buch Die Amerikaner auswählte und zusammenstellte. Da er keinen US-Verleger für sein Buchprojekt fand, war es der Offenheit des französischen Verlegers Robert Delpire zu verdanken, dass sein Werk veröffentlicht werden konnte, wenn auch mit vielen Texten versehen, allerdings gegen den Willen von Frank.

Zurück in New York wurde er auf Jack Kerouac aufmerksam, dem Schriftsteller der Beat Generation. Er traf ihn auf einer Party, zeigte ihm seine Fotos und bat ihn um das Vorwort zu The Americans. In der Folge wurde Frank ein Teil des Kreises um Kerouac und Allen Ginsberg.

Ab 1959 begann Robert Frank Filme zu drehen. Sein erstes Werk ‘‘Pull My Daisy’’ greift eine Szene aus Kerouacs nie vollendetem Theaterstück ‘‘The Beat Generation’’ auf und wurde in einer Privatwohnung mit Freunden als Schauspielern gedreht. In den nächsten Jahrzehnten drehte Frank über 30 Filme, alle unabhängig und ohne Budget produziert. Richard Linklater meinte: Wäre Frank nicht schon als einflussreicher Fotograf bekannt geworden, wäre er als Erfinder des Independent-Film berühmt. 1972 erhielt er den Auftrag, einen Dokumentarfilm über eine Rolling Stones-Tournee zu machen. Das Resultat – Cocksucker Blues – wurde von der Band wegen seines unbarmherzigen Realismus' jedoch nur für einzelne Vorführungen in Anwesenheit des Regisseurs freigegeben. 

Frank heiratete in erster Ehe die Tänzerin und Künstlerin Mary Lockspeiser, mit der er zwei Kinder hatte; er verliess sie 1969. Eine zweite Ehe schloss er 1975 mit der Bildhauerin June Leaf, einer Freundin von Mary; das Paar siedelte sich bereits 1971 in Mabou auf der Kap-Breton-Insel in der kanadischen Provinz Nova Scotia an. Ab 1972 widmet er sich auch wieder der Fotografie. 1974 kam seine Tochter Andrea mit 20 Jahren bei einem Flugzeugabsturz in Guatemala ums Leben. Sein Sohn Pablo brachte sich 1994 nach mehreren Jahren Erkrankung an Schizophrenie als auch an Krebs in einem psychiatrischen Krankenhaus um.

1995 gründete Robert Frank die Andrea Frank Foundation, um Künstler zu unterstützen. Frank lebt abwechselnd in Mabou (Nova Scotia) und in New York City. Quelle: Wikipedia

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