ⓦ 281 Mit Kai Behrmann und Thomas B. Jones beim Festival La Gacilly-Baden Photo 2022

Festival La Gacilly-Baden Photo 2022 - NORDWÄRTS!

In Baden bei Wien gab es dieses Jahr ein Wiedersehen auf dem Festival La Gacilly-Baden Photo. Im Rahmen der Medientage und der “Langen Nacht der Fotografie versammelten sich über 140 Fotografen, Journalisten und Medienvertreter.

Das größte europäische Fotofestival La Gacilly-Baden fokussiert sich dieses Jahr unter dem Titel „Nordwärts“ auf skandinavische Fotografie. Zu sehen sind auf sieben Kilometern in den Parks und Straßen des Kurortes rund 1500 Fotos in 30 Ausstellungen.

Inhaltlich geht es bei den Ausstellungen vor allem um die unterschiedlichen Aspekte der Beziehung zwischen den Menschen und ihrer Umwelt. Dabei erforschen einige die Härte ihrer Umgebung, andere die Komplexität unserer modernen Entwicklungen aber es gibt auch die feine Note des Surrealismus.

Kai, Thomas und ich sprechen heute über die Eindrücke und die Highlights. Unten findet ihr eine Galerie der im Podcast besprochen Künstler:innen.

Dankeschön

Unser Dank gilt den Veranstaltern Silvia und Lois Lammerhuber, Johanna Reithmayer und dem Festival-Team. Das Festival ist wie ein Familientreffen für alle, die die Fotografie lieben. Lois Lammerhuber stiftet Identität und er betont immer wieder, wie wichtig Fotojournalismus und Reportagen zum Verständnis des Geschehens auf der Welt beitragen. Es ist unsere Aufgabe, andere Menschen für relevante Themen zu begeistern, denn gute Bilder schaffen Bewusstsein und decken auf.

„Leute, kommt nach Baden! Ihr werdet es nicht bereuen.“ - Lois Lammerhuber

Foto: Ina Künne

Die Ausstellungen geht noch bis zum 16. Oktober 2022. Der Eintritt ist frei.

Kapitelmarken zum Podcast

  • (00:00) Thomas B. erste Eindrücke vom Festival

  • (05:30) Ragnar Axelsson: Mensch und Winter

  • (10:00) Erik Johansson: Rätselhafte Illusionen

  • (15:00) Nick Brandt: The day may brake / This empty world

  • (19:00) Mathias Depardon: Die Tränen des Tigris

  • (21:00) Florence Goupil: Heilende Pflanzen

  • (22:30) Sune Jonsson: Erinnerung an Schweden

  • (26:00) Tiina Itkonen: Zwischen Himmel und Eis

  • (30:30) Jonathan Näckstrand: Akklimatisierung

  • (33:20) Austausch und familiärer Charakter des Festivals

  • (35:50) Was nehmt ihr mit?

  • (38:40) Inspiration und Impulse für eigene Bilder

  • (41:30) Laetitia Vancon: Alltag im Ukraine-Krieg

  • (44:30) Revue 5 Jahre Festival La Gacilly-Baden Photo

Ragnar Axelsson: Mensch und Winter https://rax.is

Ragnar Axelsson kennt keine Winteranfänge – für ihn war der Winter immer schon da. Sein Leben steht im Zeichen von Frost, Schneestürmen und des Piteraq, eines kalten, ablandigen Fallwindes, der über die nördliche Polkappe und die gefrorenen Steppen Grönlands und Islands fegt. Eben dieser Wind jagt auch unaufhörlich durch Axelssons Fotos. Die weiße, erhabene und feindliche Welt des Nordens ist sein fotografisches Reich. Seit über dreißig Jahren scheut er keine Mühen, um alle Seiten dieser eisigen Regionen zu dokumentieren, in der Menschen und Tiere, die sich der klirrenden Kälte angepasst haben, im Einklang miteinander leben.

Erik Johansson: Rätselhafte Illusionen https://www.erikjo.com

„Bei meinen Fotos soll der Betrachter ein paar Sekunden lang nachdenken müssen, um herauszufinden, worin der Trick besteht.“ Je eingehender man sich mit den Bildern von Erik Johansson beschäftigt, desto weniger begreift man sie. Schon als er mit fünfzehn Jahren die Fotografie für sich entdeckte, entwickelte er die Technik, die seine weitere Laufbahn bestimmen sollte. Während bei vielen Fotokünstlern der schöpferische Prozess mit dem Drücken des Auslösers beendet ist, fängt bei Johansson dann erst alles an.

Nick Brandt: The Day May Brake https://www.nickbrandt.com

The Day May Break (2021) ist der erste Teil einer globalen Serie, die Menschen und Tiere porträtiert, die von der Umweltzerstörung betroffen sind. Die Menschen auf den Fotos, die in Simbabwe und Kenia aufgenommen wurden, sind alle stark vom Klimawandel betroffen – vertrieben durch Wirbelstürme, die ihre Häuser zerstörten, vertrieben und verarmt nach jahrelangen schweren Dürreperioden.

Die Fotos wurden in fünf Auffangstationen oder Naturschutzgebieten aufgenommen. Bei den Tieren handelt es sich fast ausnahmslos um Tiere, die vor langer Zeit aufgenommen wurden, sei es weil sie ihre Eltern durch Wilderei verloren hatten, oder weil sie aufgrund der Zerstörung oder Vergiftung ihres Lebensraums gerettet werden mussten.

Diese Tiere können niemals wieder in die freie Wildbahn entlassen werden. Da sie nun an die Menschen gewöhnt sind, war es für Fremde ungefährlich, sich in der Nähe der Tiere im selben Bild fotografieren zu lassen. Doch trotz ihres Verlustes sind diese Menschen und Tiere die Überlebenden. Und darin liegt die Möglichkeit und die Hoffnung.

Nick Brandt: This empty world https://www.nickbrandt.com

Die Themen der fotografischen Arbeiten von Nick Brandt beschäftigen sich stets mit den zerstörerischen Auswirkungen, die der Mensch auf die Natur und damit auch auf sich selbst hat.

Seine erste in Farbe fotografierte Arbeit This Empty World (2019) thematisiert die fortschreitende Zerstörung der ostafrikanischen Natur durch den Menschen und zeigt eine Welt, in der es für Tiere keinen Platz mehr zum Überleben gibt. Auch die Menschen auf den Fotos werden oft hilflos von der unerbittlichen Flut des „Fortschritts“ mitgerissen. Jedes Bild ist eine Kombination aus zwei Einzelaufnahmen, die von derselben Kameraposition aus gemacht wurden. Einmal mit wilden Tieren, die in den Bildausschnitt einer Kamerafalle gelockt wurden, und dann mit einer Kulisse und Menschen aus den örtlichen Gemeinschaften. 

Mathias Depardon: Die Tränen des Tigris http://www.mathiasdepardon.com/

Der Garten Eden existiert. Und er ist in Gefahr. Er liegt im Irak, im Sumpfland auf dem Gebiet des antiken Mesopotamiens, und er ist das letzte Überbleibsel der Reichtümer jener Region, die die antiken Kulturen der Sumerer und der Assyrer hervorgebracht hat. Das Gebiet am Zusammenfluss von Euphrat und Tigris – das größte Feuchtökosystem in Westeurasien – wurde 2016 in das UNESCO-Welterbe aufgenommen. Heute ist es von Austrocknung bedroht.

Florence Goupil: Heilende Pflanzen https://florencegoupil.com

Florence Goupil wuchs zwischen zwei Kulturen auf: Ihre Familie stammt aus den Anden, und ihre Ausbildung erhielt sie in Frankreich. Nicht zuletzt deshalb beschäftigt sie sich mit Themen wie Identität und Umweltschutz sowie mit der Spiritualität der Ureinwohner Perus und Lateinamerikas. In dieser Serie aus dem Jahr 2020 zeigt Florence Goupil die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die indigenen Völker des Amazonasgebiets. Die Shipibo-Konibo schützen schon seit Langem die Artenvielfalt ihrer Heimat und verwenden einheimische Pflanzen zu medizinischen Zwecken. Das Wissen um die Heilkräfte der Pflanzen droht jedoch verloren zu gehen.

Sune Jonsson: Erinnerung an Schweden https://de.wikipedia.org/wiki/Sune_Jonsson

„Die Jahre verlaufen so geradlinig wie die Telefonkabel entlang der Straße. Bilder jedoch frieren die verfliegende Zeit ein und verwandeln sie in eine Vielzahl von Sphären, in denen wir weiter leben. Wir können sie betrachten, in ihnen versinken, all die Dinge noch einmal erleben, die wir seit vielen Jahren außer Acht gelassen haben. Im besten Fall dienen diese Sphären als Wissensvermittler und bringen Menschen zusammen. […] Jedenfalls war das meine Absicht.“ Das Werk von Sune Jonsson ließe sich nicht treffender beschreiben, als er es selbst mit diesen Worten 1986 getan hat.

Tiina Itkonen: Zwischen Himmel und Eis http://tiinaitkonen.com

In den 1990er-Jahren reiste Tiina Itkonen nach Grönland, getrieben von der Neugier auf die indigenen Völker der Arktis und ihre Kultur. Dort machte sie eine ihrer ersten Aufnahmen: das Bild einer ausgestreckten Frau mit Haarklammern und Fischgräten in den langen schwarzen Haaren, die wie die Wellen eines ruhigen Ozeans wirken. Es sollte der Beginn eines langen Abenteuers sein. Denn seitdem ist sie im Grunde immer in Grönland geblieben. Während ihrer Reisen lernte sie die Sprache der Einheimischen, um auch direkt mit den Menschen kommunizieren zu können, die sie fotografiert. Dies ist nur ein Beispiel für die Hingabe, mit der sie ihrer künstlerischen Arbeit nachgeht. Während viele Fotografen und Fotojournalisten ihre Themen nur oberflächlich behandeln, nimmt Tiina Itkonen sich Zeit, sucht die Nähe der Menschen vor Ort, wohnt bei ihnen und wird dabei manchmal ein Mitglied der Familie.

Jonathan Näckstrand: Akklimatisierung https://www.nackstrand.com

Jonathan Näckstrand hat den hohen Norden in allen seinen Weiten durchquert. Ein Thema zieht sich jedoch wie ein roter Faden durch seine Arbeit: die nördlichen Regionen, eine Weltgegend, die oft unter Schnee und Kälte verborgen liegt, weitab vom niederträchtigen Treiben, das die Schlagzeilen bestimmt, und die sich zunehmend mit ihren eigenen Problematiken in das Weltgeschehen einschreibt. Ökologisches Bewusstsein etwa ist nicht erst in unseren Tagen entstanden, doch noch nie hat es eine so deutliche Form angenommen wie im Sommer 2018 mit dem Auftreten von Greta Thunberg.


Meine Impressionen vom Medientag, der “Langen Nacht der Fotografie” und das Video zum Jubiläum 5 Jahre Festival La Gacilly-Baden Photo 2018-2022



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