#287 Bullshit-Jobs und der Passierschein A38

Heute geht es um vollkommen sinnlose Tätigkeiten und die Absurditäten des Alltags, im Büro und bei Institutionen.

Wir reden über vollkommen unnötige und sinnlose Tätigkeiten, wo selbst die angestellte Person ihren Job nicht rechtfertigen kann. Wir beantragen ein Führungszeugnis, einen Reisepass und Asterix erobert Rom. Kurz: es geht um die Absurditäten des Alltags, im Büro und bei Institutionen.

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  • (00:00) Bürokratie ist besser als ihr Ruf

  • (05:00) MENTOR - Die Leselernhelfer https://mentor-bundesverband.de

  • (11:00) Das Füngerlings Umlautdilemma

  • (14:00) Heißes Eisen: Vorschriften und Bürokratie

  • (17:45) David Graeber: Bullshit Jobs

  • (23:00) Bedingungsloses Grundeinkommen

  • (30:00) Foil Arms and Hog: Die Passbehörde —> Video s.u.

  • (33:00) Pförtner wissen alles

  • (35:15) Bürokratie-Index mit Neuseeland und Deutschland

  • (43:00) Feedback-Formular und iTunes Bewertungen

ARTE Mediathek: Arbeit ohne Sinn | Doku HD | ARTE

Der Dokumentarfilm führt uns hinter die glänzenden Unternehmenfassaden und deckt die systemischen Probleme am Arbeitsplatz auf: Überflüssige Meetings, Papierkram und inkompetente Vorgesetzte. Toxische Arbeitsplätze mit sinnlosen Anforderungen beschädigen auf Dauer die Gesundheit. Humorvoll zeigt der Dokumentarfilm, warum wir zulassen, dass unsere Arbeitskraft vergeudet wird.

Arbeit kann erfüllend sein – im Idealfall. Doch ziemlich viele Menschen mit Bürojobs sind in ihrer täglichen Arbeit todunglücklich. Klar, man könnte einwenden, die Unzufriedenheit dieser Angestellten sei hauptsächlich ein Problem der Ersten Welt. Sie haben einen sicheren, körperlich nicht anstrengenden Beruf, der oft auch noch relativ gut bezahlt wird – und auf der Welt gibt es viele Menschen, die in weit größerem Elend leben. Aber gehört die beispiellose Verschwendung menschlicher Ressourcen nicht trotzdem zu den großen Dramen unserer Zeit?

"Arbeit ohne Sinn" erforscht die Gründe dafür, warum hochbezahlte Managerinnen und Manager so gerne Phrasen dreschen, abstrusen Managementmethoden folgen und zum Wohl der Aktionärinnen und Aktionäre das Betriebsklima vergiften. Laut einer Untersuchung von Gallup versuchen nur 13 Prozent der arbeitenden Bevölkerung ihren Job gut zu machen. 64 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer dagegen ist ihr Job gleichgültig, sie wollen nur mit einem Minimum an Aufwand einigermaßen gut durch den Tag kommen. Ganze 25 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten gegen die Firma, bei der sie angestellt sind, weil sie ihre Tätigkeit hassen. Die Zahlen variieren von Land zu Land, aber der Trend lässt sich überall auf der Welt beobachten.

Dass sie in ihrer Arbeit keinen Sinn finden können, macht viele Menschen sogar krank. In der Dokumentation berichten Patientinnen und Patienten mit Burnout von ihren Erfahrungen. Eingeordnet und kommentiert werden deren Aussagen vom verstorbenen Anthropologen und Aktivisten David Graeber und der in Berkeley ansässigen Pionierin der Burnout-Forschung, der Psychologin Christina Maslach.

Dokumentarfilm von John Webster (FIN 2022, 78 Min) #sinn #arbeit #burnout

 

Asterix erobert Rom (Originaltitel: Les Douze Travaux d’Astérix, wörtlich „Die zwölf Arbeiten des Asterix“) ist der dritte Asterix-Zeichentrickfilm aus dem Jahr 1976. Die Handlung beruht im Gegensatz zu den anderen Asterix-Filmen nicht auf den Comicalben. Sie ist angelehnt an die Sage des Herakles und die zwölf Aufgaben, die dieser absolvieren muss, um sich von der Herrschaft des Eurystheus zu befreien und im Olymp aufgenommen zu werden. Später wurde von Marcel Uderzo, Albert Uderzos Bruder, die Geschichte zum Film gezeichnet.

Nachdem seine Legionäre erneut von den unbeugsamen Galliern vernichtend geschlagen wurden, sieht sich Julius Cäsar mit dem Gerücht konfrontiert, die Barbaren könnten Götter sein. Um dies zu entkräften, stellt er Asterix und Obelix zwölf Aufgaben, mit deren Lösung sie ihre Göttlichkeit beweisen sollen.

Die zwölf Aufgaben sind:

  1. Ein Wettlauf mit dem pfeilschnellen Sprinter Merinos aus Marathon, den Asterix nur für sich entscheiden kann, indem er zum Zaubertrank greift. Der Name des Merinos ist ein Wortspiel mit den in Griechenland verbreiteten Merinoschafen.

  2. Ein Speerwurfwettbewerb mit dem Perser Kermes, dem besten Speerwerfer aller Zeiten, den Obelix besiegt. Kermes wirft seinen Speer mit aller Kraft bis nach Amerika, wo er neben einem Indianerhäuptling aus Umpah-Pah im Boden stecken bleibt. Obelix wirft den Speer in Dartpfeil-Manier so weit und fest, dass dieser die gesamte Erdkugel umrundet und Kermes noch vor dem Speer davonlaufen muss.

  3. Ein Judokampf mit dem Teutonen Bombastik, den Asterix mit einer List besiegt: Auf Asterix’ Schmeicheleien hin verrät Bombastik seine Kampftechnik und lässt sich anschließend Arme und Beine verknoten, wodurch er sich geschlagen geben muss.

  4. Die Überfahrt zur „Insel der Freude“, deren aufreizende Priesterinnen Asterix und Obelix betören. Weil es dort aber keinen Wildschweinbraten (Obelix’ Leibspeise) gibt, beschließt Obelix empört, die Insel zu verlassen. Er streitet sich mit den Priesterinnen und nimmt den verklärten Asterix schließlich mit. Die Darstellung der Priesterinnen bezieht sich auf die Sage der Sirenen aus der Odyssee von Homer.

  5. Dem hypnotischen Blick des ägyptischen Zauberers Iris zu widerstehen. Asterix’ ständigen respektlosen Unterbrechungen verwirren den Zauberer schließlich so weit, dass er sich selbst hypnotisiert und sich für ein Wildschwein hält. Der Name des Zauberers ist ein Wortspiel mit der im Auge befindlichen Iris.

  6. Alle Mahlzeiten des belgischen Kochs Mannekenpix zu verspeisen, was für Obelix eine leichte Prüfung darstellt: Schon bald stürmt der Koch schluchzend aus seinem Lokal und verkündet, er sei ruiniert, weil Obelix seine gesamten Vorräte verspeist habe. Kurz danach kommt Obelix aus dem Restaurant und fragt, wo denn der Koch abgeblieben sei: er habe Obelix nach der Vorspeise einfach im Stich gelassen. Der Name des Chefkochs ist ein Wortspiel mit der Statue Manneken Pis in Brüssel.

  7. Das Durchschreiten der Höhle der Bestie, aus der noch niemand zurückgekehrt ist. In der Höhle begegnen die Gallier Geistern und stehen kurz in einem U-Bahnhof mit der Stationsbezeichnung Alesia. Die Begegnung mit der Bestie selbst wird nicht gezeigt, doch in der Szene nach dem Verlassen der Höhle wird angedeutet, dass Obelix die Bestie gegessen hat (allerdings nicht in der deutschen Fassung).

  8. Das Besorgen des „Passierscheins A38“ aus der Präfekturverwaltung, dem „Haus, das Verrückte macht“. Dabei werden sie für ein Antragsformular kreuz und quer durch den Gebäudekomplex von einem Beamten zum nächsten geschickt, die sich aber jeweils als „nicht zuständig“ ausgeben. Zusätzlich müssen sie immer wieder an dem schwerhörigen Pförtner vorbei, der glaubt, sie wollten eine Galeere eintragen, und der sie deshalb zur Hafenkommandantur schicken will. Asterix löst diese Aufgabe rechtzeitig, bevor er und Obelix wahnsinnig werden, durch einen Geistesblitz: Asterix erfindet einfach ein neues Formular, den „Passierschein A 39, wie er im neuen Rundschreiben B 65 festgelegt ist“. Nachdem ein Beamter nach dem anderen durch das Gebäude eilt, um herauszufinden, was es mit diesen unbekannten Papieren auf sich hat, werden die Beamten schließlich selber wahnsinnig. Der Präfekt, der verzweifelt versucht, Ordnung in dieses Chaos zu bringen, wird von Asterix nach dem Passierschein A 38 gefragt. Der Präfekt zieht ihn genervt aus seiner Tasche, wo er sich die ganze Zeit befunden hat, und übergibt ihn Asterix. Als der Präfekt Sekunden später merkt, was er da gerade getan hat, verliert auch er den Verstand.

  9. Die Überquerung eines Krokodilflusses auf einem unsichtbaren Seil: Diese misslingt zwar, und Asterix und Obelix fallen in den Fluss, die Krokodile werden aber besiegt und landen nach kräftigen Hieben auf dem Seil. Asterix und Obelix klettern am anderen Ufer an Land.

  10. Das Lösen eines Rätsels auf einem Berggipfel – bei dem Rätsel handelt es sich um das Erraten eines Weichspülers („Olympia, der Weichmacher der Götter“). Dieses Szenario ist eine Persiflage auf die zur Erscheinungszeit des Films noch recht populäre Waschmittelwerbung, in der die Testperson mit verbundenen Augen durch Befühlen zweier Wäschestapel denjenigen erkennen sollte, dessen Kleidung mit dem beworbenen Waschmittel behandelt wurde.

  11. Die Übernachtung in der Ebene der Toten, in der es von Geistern gefallener Soldaten wimmelt; Asterix zeigt sich ihnen gegenüber aber furcht- und respektlos, sodass die Geister von ihm ablassen, während Obelix immer wieder versucht, sie zu verprügeln.

  12. Schließlich das Überleben eines Gladiatorenkampfs im Kolosseum zu Rom. Bei dieser Aufgabe werden sie von ihren Freunden, die aus ihrem Dorf angereist sind, unterstützt. Nachdem die Gladiatoren besiegt sind, werden wilde Tiere in die Arena gelassen; die Gallier verwandeln daraufhin die Veranstaltung in eine Zirkusvorstellung.

Nach der Erfüllung der letzten Aufgabe sieht Cäsar die Göttlichkeit der Gallier als erwiesen an und überträgt ihnen die Herrschaft über das Römische Reich. Der Sieg wird mit dem traditionellen Bankett gefeiert. Julius Cäsar zieht sich ins Privatleben zurück und lebt mit Königin Kleopatra zusammen. Beim Festessen im Dorf fragt Obelix, ob sie nun tatsächlich die Herren von Rom seien. Asterix bestätigt dies und erklärt, dass sie von jetzt an alles tun und lassen können, was ihnen gefällt. Obelix teleportiert sich daraufhin mit einem gebratenen Wildschwein auf die Insel der Freude.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Asterix_erobert_Rom


Foil Arm and Hog

Wir sind eine irische Sketch Comedy Gruppe, die bei Dublin, Irland, ansässig ist. Wir laden jeden Donnerstag ein neues Video hoch und wir treten auch live auf und führen brandneues Material vor, das extra für die Bühne geschaffen wurde. Wenn du uns gerne live sehen möchtest, dann schau dir hier unsere Tourneedaten an: www.foilarmsandhog.ie/tour


Vom wahren Sinn der Arbeit

Ein Bullshit-Job ist eine Beschäftigungsform, die so völlig sinnlos, unnötig oder schädlich 
ist, dass selbst der Arbeitnehmer ihre Existenz nicht rechtfertigen kann. Es geht also gerade 
nicht um Jobs, die niemand machen will, sondern um solche, die eigentlich niemand braucht.

David Graeber „Bullshit-Jobs“

Wenig tun und dafür auskömmlich bezahlt werden: Davon träumt so mancher. Und offenbar gibt es viele solcher Jobs. Aber die so Beschäftigten fühlen sich oft nutzlos. Und was sagt eine solch inneffiziente Arbeit über den Kapitalismus aus? Occupy-Vordenker David Graeber hat Antworten.

David Graeber ist Anthropologe und er ist Anarchist. Das sollte man wissen, wenn man dieses Buch liest. Denn es erklärt seine besondere Sichtweise auf die Dinge, seine Aufmerksamkeit für ein Phänomen, das die meisten Menschen nicht erkennen oder nicht hinterfragen würden. So hat er eben auch die „Bullshit-Jobs“ ausgemacht und als gesellschaftliches Problem identifiziert.

„Ein Bullshit-Job ist eine Form der bezahlten Anstellung, die so vollkommen sinnlos, unnötig oder gefährlich ist, dass selbst derjenige, der sie ausführt, ihre Existenz nicht rechtfertigen kann, obwohl er sich im Rahmen der Beschäftigungsbedingungen verpflichtet fühlt, so zu tun, als sei dies nicht der Fall.“

Und Graeber macht es konkret: Im Buch kommen die Menschen selbst zu Wort. Ein Beschäftigter eines Sub-Subunternehmers, der etwa Umzüge innerhalb einer Behörde organisiert. Da werden gleich mehrere Menschen mit Formularen beschäftigt, es vergehen Tage und viele Anträge, anstatt dass man kurzerhand Schreibtisch, Rechner und Telefon über den Flur trägt. Da ist der Telefonassistent eines Brokers, der Voranrufe zur Kundenakquise macht, nur damit es so aussieht, als wäre der Broker eine große Nummer mit großem Tross. Und da ist die Mitarbeiterin in einem Pflegeheim, die Formulare austeilt und auswertet, um die Freizeitinteressen der Bewohner zu erfassen. Daten, die dann zu keiner Aktion führen.

Wie der Stein ins Rollen kam

Graeber hatte zunächst einen Essay über das Phänomen der Pseudo-Beschäftigung geschrieben. Dieser fand große internationale Verbreitung und eine ebenso große Resonanz.

In Großbritannien und in den Niederlanden wurden daraufhin Umfragen gestartet, sie ergaben, dass im ersten Fall 37 Prozent der Befragten ihren Job für sinnlos hielten, im zweiten sogar 40 Prozent. Das erstaunte selbst Graeber und er begann mit den Recherchen. Er richtete eine spezielle E-Mail-Adresse ein und rief per Twitter Menschen auf, sich zu melden und zu berichten, wenn sie der Meinung waren, dass ihr Job keine Daseinsberechtigung hat.

Graeber: „Was man natürlich nicht will, ist Leuten zu sagen: Du magst Deinen Job für nützlich halten, aber ich weiß es besser. Ich traue den Instinkten der Menschen. Die Person, die am besten einschätzen kann, was der jeweilige Job bewirkt, ist diejenige, die ihn ausführt.“

Eine der Hauptthesen, die Graeber in diesem Zusammenhang aufstellt, ist, dass es in punkto Arbeitsbeschaffung keinen Unterschied zwischen öffentlichem Dienst und Privatwirtschaft gibt. Behörden gelten als schwerfällig und überladen, die Privatwirtschaft hingegen als schlank und effizient – von wegen, so Graeber. Es geschehe genau das, was im Kapitalismus nicht eintreten sollte, dass gewinnorientierte Unternehmen Geld für Mitarbeiter zahlen, die eigentlich nicht gebraucht werden.

Der Manager-Feudalismus

Die Finanzindustrie kommt beim Occupy-Vordenker Graeber erwartungsgemäß schlecht weg. In seinem erfolgreichen, kritischen Buch über das Schuldenwesen sowie seiner Veröffentlichung „Inside Occupy“ hat er seine Haltung mehr als deutlich gemacht. So zitiert Graeber in diesem Buch viele Berichte von Betroffenen aus dem Finanzsektor. An einigen Stellen untermauert er seine These, dass vor allem die mächtige Finanzindustrie ein Mekka für die Entstehung von Bullshit-Jobs sei. Begründung: Täuschung und Betrug seien dort eh an der Tagesordnung. So habe Manger X nur deshalb mehr Angestellte als sein Vorgänger Y, weil seine Projekte wichtiger und größer erscheinen sollen. An Stellen wie diesen zieht Graeber stichhaltige Parallelen zum Feudalwesen. Ebenso wie ein Herrscher ein Gefolge habe, hierarchisch geordnet, gehöre es zu den Unternehmenskonventionen eine hierarchisch geordnete Belegschaft einer bestimmten Größe zu haben.

Als Anthropologe ist David Graeber skeptisch gegenüber ökonomischen Theorien, wonach Menschen nur nach der Prämisse handelten: möglichst wenig Aufwand für möglichst viel Nutzen bzw. Gewinn. Dagegen spricht für ihn etwa, dass so viele Menschen mit Bullshit-Jobs – die also fürs wenig bis nichts Tun auskömmlich bezahlt werden – unglücklich seien und sich nutzlos fühlten.

„Bullshit-Jobs verursachen regelmäßig Gefühle der Hoffnungslosigkeit, der Depression und der Selbstverachtung. Es sind Formen einer seelischen Gewalt, die sich gegen den innersten Kern dessen richtet, was es bedeutet, ein Mensch zu sein.“

Die Zunahme der Bullshit-Jobs konnte, laut Graeber, deshalb unentdeckt bleiben, weil das Wachsen der Dienstleistungsbranche immer als eine natürliche Entwicklung betrachtet wurde. Hier tummelten sich jedoch nicht hauptsächlich Service-Kräfte, sondern größtenteils Verwalter, Berater, Büro- und Buchhaltungskräfte etc. Und unter diesen fänden sich eben viele Pseudotätigkeiten.

Die Rolle der Politik

Die Ursachen für die „Bullshitisierung“ der Arbeitswelt macht Graeber auch in der Politik aus: „Es ist offensichtlich, dass der einzige gemeinsame Nenner von Links und Rechts ist, dass die Lösung immer lautet: mehr Jobs. Egal, wo die herkommen, egal, welche Jobs gut wären. Es gibt diese großartige Äußerung von Barack Obama, als er als US-Präsident das Gesundheitssystem reformierte. Wenn man eine einheitliche Versicherung hätte, wäre das viel effizienter. Aber was wäre dann mit den drei Millionen Menschen, die bei den privaten Versicherungen arbeiten? Er gab also zu, dass es zum System gehört, überflüssige bürokratische Bullshit-Jobs zu haben. "

Der Autor macht viele Exkurse, u.a. zur Frage, wie Zeit empfunden wurde und wird, wie sie zum endlichen Besitz wurde oder wie sich der Wert von Arbeit verändert hat. So würde eine Arbeit in der Regel umso schlechter bezahlt, je offensichtlicher sie anderen Menschen nütze.

Das Ende der 40-Stundenwoche ist nicht das Problem

Immer wieder kommt er darauf zurück, dass wir alle die Arbeitszeit verkürzen könnten, wenn nicht der Großteil der Menschen dem Arbeitskult frönen würde. Dem Freigeist Graeber ist es ein Dorn im Auge, dass Arbeit zum Selbstzweck geworden ist, dass wir – Zitat – „kollektiv unserer eigenen Versklavung“ zugestimmt hätten. Hier macht er es sich etwas einfach in Zeiten, in denen Arbeitsverdichtung in vielen Branchen auf der Tagesordnung steht.

Und eine solch radikale Diagnose verlangt eigentlich auch nach einer Lösung:

Graeber: „Das ist immer ein Dilemma für mich: Wenn man einen Lösungsvorschlag macht, beurteilen die Menschen das Buch oft nur danach. Wenn man keine konstruktiven Vorschläge liefert, heißt es: ‚Der beschwert sich ja nur‘. Also, entschied ich mich, einen Vorschlag aufzugreifen: Das allgemeine bedingungslose Grundeinkommen. Das erste Argument dagegen lautet immer: ‚Dann machen die Leute lauter verrückte Dinge, die niemand braucht.‘ Aber wenn doch jetzt schon 40 Prozent der Beschäftigten der Ansicht sind, dass ihre Arbeit nichts Sinnvolles bewirkt, dann kann es doch nicht schlimmer werden.“

Das allgemeine bedingungslose Grundeinkommen wäre für den Anthropologen ein Denkmodell, um zunächst den Lebensunterhalt von Arbeit zu trennen und dann den Sinn von Arbeit anders zu definieren.

„Man kann sich sehr leicht ausmalen, dass Menschen, die nicht arbeiten müssen, um zu überleben, sich dennoch entschließen, Zahnarzthelferin, Spielzeugmacher, Kinoplatzanweiser oder Schlepperkapitän zu werden [...] Sehr schwer kann man sich dagegen vorstellen, dass jemand, der ohne finanzielle Einschränkungen lebt, sich dafür entscheidet, einen nennenswerten Anteil seiner Zeit auf das Markieren von Formularen bei einer Gesundheitskostenmanagement-Firma aufzuwenden.“

David Graeber hat sich eingehend und lange mit dem Thema befasst, was zu einigen Längen und Redundanzen führt. Nichts destotrotz macht es Spaß zu verfolgen, wie leidenschaftlich er diesem Phänomen auch mit einer gewissen Empathie für all die nutzlos Beschäftigten nachgeht. Er zitiert sehr viel aus den anonymisierten Berichten, die er erhalten hat. Sehr ausführlich geht er auf alle Schwachpunkte seiner Erhebungen und seiner Argumente ein.

Er will keine politische Lösung präsentieren, sondern ein gesellschaftliches Problem und dafür ein Bewusstsein schaffen. Um ein Nachdenken in Gang zu setzen darüber, was eine wirklich freie Gesellschaft ausmacht.

Quelle: Catrin Stövesand | 03.09.2018 - Deutschlandfunk


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