#52 Mit Hand und Fuß: Enjoy the science
Heute geht es um wieso, weshalb, warum ... können die Menschen so grausam sein, wenn es um Hand und Fuß geht. Ich erzähle euch von meiner Neugierde an Röhrenradios, den tollen WAS IST WAS Büchern im Bücherbus, von meinen jugendlichen blutigen Experimenten und von der langen eisigen Nacht der Forschung.
Wieso Weshalb Warum ...
... wer nicht fragt bleibt dumm. Ich mag den Ohrwurm aus der Sesamstraße-Melodie. Forschung, Naturwissenschaften und Technik, das waren schon in der Schule meine Vorlieben … viel mehr als Sprachen oder Mathematik. Ich habe in meiner Jugend alle WAS IST WAS Bücher ausgeliehen, damals noch im Bücherbus der Bibliothek des Kreises Viersen. Ich kann mich sogar an meine Ausweisnummer (E80) erinnern. Der Bus parkte damals in den 70er Jahren (ich glaube bis 2008) regelmäßig am Concordienplatz in Kempen. Später habe ich die „richtige“ Stadt-Bücherei entdeckt. Ich war verzückt ... und bin es noch immer.
Dann habe ich so mit zehn Jahren meine ersten Kosmos Technik-, Chemie und Elektronikkästen geschenkt bekommen. Zuvor habe ich mit Vorliebe und zum Schrecken meiner Eltern die alten Röhrenradios und Tonbänder aufgeschraubt. Ich wollte wissen, wie die funktionieren und selber Experimente durchführen. Ich zog die tollsten alten Röhrenradio Schätze vom Sperrmüll an Land und habe sie repariert und viel Freude daran gehabt. Ich habe noch heute das (entgeistert verschreckte) Gesicht meiner Mutter vor Augen, als ich einen Glassplitter im blutigen Finger mittels einer Vakuum-Konstruktion und mit einer Kerze herausziehen wollte. Ich habe wohl den Unterdruck zu niedrig "errechnet". Eine Pinzette und ein Pflaster hätten es auch getan.
Ein Besuch im Evoluon, dem Philips Museum, hat mich damals als Kind angefixt. Das tolle war, dass die Besucher selber wissenschaftliche Experimente durchführen konnten. Allein die Architektur haut einen noch heute um, ein Ufo ist in Eindhoven gelandet. Leider wird es seit den 1990er Jahren nur noch als Kongresszentrum genutzt.
Noch heute zieht es mich in die naturwissenschaftlichen Museen, wo immer ich auch bin. Meist sind es auch zeitgenössische architektonische Leckerbissen, wenn man so will. Nehmen wir Natural History Museum in London, ganz anders und modern, das Phaeno (Volkswagen Museum), die BMW-Welt in München oder jetzt aktuell die "Lange Nacht der Forschung".
Staunen Entdecken Begreifen Mitmachen
Mit allen Sinnen und offen für alles sein. Reingehen, staunen, entdecken, begreifen (in echt) und mitmachen ... all das liebe ich ... wie ein kleines Kind. Deshalb mache ich auch oft jeden Scheiß mit. Ich hatte echt Spaß beim Videodreh ...
Apropos: Es gibt ja das gängige Sprichtwort - das hat Hand und Fuß.
Der Ursprung dieser Redewendung ist aber recht dramatisch, denn eigentlich bedeutet es "Hand und Fuß verlieren". Mit dem Abtrennen eines Fußes und/oder einer Hand wurden Missetäter vor Gericht bestraft, die sich eines als besonders verabscheuungswürdig angesehenen Vergehens schuldig gemacht hatten, für das die Todesstrafe dann aber doch als zu hart erachtet wurde. In aller Regel – bei Rechtshändern nämlich – traf es den linken Fuß und die rechte Hand. Das war kein Zufall, sondern hing mit dem Zweck dieser Art Bestrafung zusammen. Ein Rechtshänder setzte zuerst den linken Fuß in den Steigbügel und schwang dann das rechte Bein über das Pferd und den Körper in den Sattel. Und die rechte Hand benötigte ein Mann zum Führen eines Schwertes oder einer sonstigen Waffe. Der Zweck dieser grausamen Strafe lag also weniger in der Verstümmelung als solcher, sondern mehr darin, dem Mann seine Wehrhaftigkeit zu nehmen. Das war ein Akt mit großer Symbolkraft. Wer auf kein Pferd mehr steigen und keine Waffe mehr führen konnte, der war nicht mehr kampffähig und somit auch kein vollwertiger Mann mehr. Eine Sache, die Hand und Fuß hat, ist also genauso, wie sie sein soll. Nichts Wesentliches fehlt. Mitunter taucht die Redensart auch als Verneinung auf – weder Hand noch Fuß haben.
Quelle: Richter, Albert: Deutsche Redensarten, Verlag R. Richter, Leipzig 1893, S. 58 f.
Lange Nacht der Forschung
Zurück zur Neugierde: Am 13.4. wurden in u.a. Wien die Pforten für sonst verschlossene Institutionen geöffenet. Ich war im weltweit größten Klima-Wind-Kanal. Dort kann jedes Wetter der Erde auf Knopfdruck erzeugt werden: Arktische Kälte bei -45°C bis tropische Gewitter bei +60°C. In den Klimakammern werden Fahrzeuge, Busse, Züge, Hubschrauber, Autos oder Gondeln aus der ganzen Welt unter extremen Witterungsbedingungen mit bis zu 300 km/h Fahrtwind getestet, um das z.B. Bahnfahren sicher und komfortabel zu machen. Seit Anfang 2014 können in einem speziellen Icing-Tunnel auch Vereisungsproblematiken für die Luftfahrt untersucht werden.
Pssst ... dort habe ich den Prototypen der Düsseldorfer S-Bahn und die neue Wiener Straßenbahn sehen können. Leider war das Fotografieren verboten, deshalb habe ich für euch den kurzen Imagefilm angefügt.