ⓦ 365 Nothing Personal: The Back Office of War: Nikita Teryoshin über Street, Documentary and everyday Horror

„Ich gehe hin, wo eine Inszenierung der Mächtigen stattfindet“ 

1986 in Leningrad geboren, wuchs Nikita Teryoshin in St. Petersburg und Dortmund auf. Dort studierte er Fotografie an der Fachhochschule. Seine Genres beschreibt er als Mischung aus „Street Photography, Dokumentation und Alltagshorror“. Als freier Fotograf arbeitet er für viele deutsche und internationale Magazine. Seine Arbeiten wurden mehrfach ausgestellt und ausgezeichnet, unter anderem auch 2020 mit dem World Press Photo Award.

Nikita Teryoshin hat einen eigenen Blick auf unsere Welt, den er für spannende Bilder mit dem gewissen Etwas nutzt. Auf Messen sammelt er Bilder unserer Gesellschaft, meist absurd, oft kritisch. Durch seine ungewöhnlichere Art der Fotografie ist er zu einem gut gebuchten Magazinfotografen geworden u.a. im SZ-Magazin, ZEIT Magazin, GQ, 11Freunde, Der Spiegel, VICE, GUP Magazine, WIRED, Süddeutsche Zeitung und Stern.

Kapitelmarken zum Podcast

  • (00:00) Grüße gehen raus an Sebastian Gansrigler und Wolfgang Zurborn

  • (02:00) Werdegang, Ausbildung und Reggae-Musik

  • (06:15) Abi-Zukunftsplan: Hartz4 und Schwarzarbeit

  • (08:15) Erste Fotodokumentationen: Menschen im Hamsterrad und Gaffa-Guerilla

  • (13:00) Praktikum beim VICE Magazin

  • (16:00) Blitz- und Street-Photography

  • (23:00) Spannende Motive auf Messen: Autos, Landwirtschaft, Jagd und Hund, Bestattung und Waffen

  • (25:30) Hornloses Erbe oder „Don’t let cows waste your money“ s.u.

  • (28:00) Zurborn über die Themen und Geschichten

  • (33:00) Street, documentary and everyday horror

  • (37:00) Absurde, kritische oder komische Motive mit anonymisierten Personen

  • (42:00) Nothing Personal: The Back Office of War

  • (47:00) Zufälle und perverse Momente auf Waffenmessen

  • (55:00) Entwicklung des Buchprojektes und Crowdfunding

  • (1:05:00) Absurde Momente auf Parteitagen: Besondere Gäste und die Demontage der CDU

  • (1:10:00) Inszenierung der Mächtigen hinterfragen

  • (1:12:00) Mit Fotografie besser kommunizieren als mit Video

  • (1:16:45) Inszenierungen sind nicht mein Ding

  • (1:20:00) Karl Lauterbach beim Tischtennis mit Hanf-Lolli und Sido

  • (1:24:00) Ausstellung und Lightleaks-Festival 9.-12. Mai 2024 in Luxemburg

 

Sein Bild vom unserem Interview-Setup 😀


“Nothing Personal: The Back Office of War”

Der Fotograf Nikita Teryoshin hat einen faszinierenden Blick in das “Backoffice des Krieges” geworfen. In seinem Bildband “Nothing Personal: The Back Office of War” dokumentiert er die Welt der Rüstungsindustrie. Zwischen 2016 und 2023 besuchte Teryoshin insgesamt 18 sogenannte “Verteidigungsmessen” in verschiedenen Ländern, darunter Polen, Weißrussland, Südkorea, Deutschland, Frankreich, Südafrika, China, die Vereinigten Arabischen Emirate, die USA, Peru, Russland, Vietnam und Indien.

Was er dabei entdeckte, ist ein überdimensionierter Spielplatz für Erwachsene, gefüllt mit Wein, Canapés und frisch polierten Waffen aller Art. Nikita Teryoshin verzichtet in seiner Serie bewusst auf das Zeigen der Gesichter der Anwesenden, die in den globalen Waffenhandel involviert sind. Es ist nicht seine Absicht, bestimmte Person zu präsentieren, sondern das System als Ganzes zu hinterfragen. Das Bild des anonymisierten Waffenhändlers darf als Metapher für ein zwielichtiges Geschäft verstanden werden, das sich in der Regel außerhalb des Fokus der Medien und Öffentlichkeit abspielt.

Stattdessen fokussiert er sich auf die Umgebung: Maschinengewehre, an Screens angeschlossen, Kriegshandlungen, die in einer künstlichen Umgebung vor hochrangigen Gästen inszeniert werden, und nur wenige sichtbare toten Körper, die sich als computergenerierte Figuren auf den Bildschirmen von Simulatoren erweisen.

Die Rüstungsindustrie boomt, und die Nachfrage nach Waffen steigt stetig. Regierungen rüsten auf, und Waffenschmieden wie Lockheed, Raytheon, Boeing, BAE Systems oder Avic haben volle Orderbücher. Teryoshins Werk wirft ein kritisches Licht auf diese Welt, die oft im Verborgenen agiert und weit entfernt ist von den Schlachtfeldern, auf denen die Konflikte ausgetragen werden.


DFA Präsentation | Nikita Teryoshin: Hornless Heritage - Hornloses Erbe

Im November 2014 besuchte ich die landwirtschaftliche Messe EUROTIER in Hannover. Besonders die Arme der Melkroboter erinnerten mich an die dystopische Welt der Matrix Trilogie. Als ich am Ende des Tages an einem Stand mit dem Slogan „Don’t let cows waste your money“ vorbeiging, beschloss ich, der Sache auf den Grund zu gehen.

Mit Hilfe von Verhaltensforschung, statistischen Datenerhebungen und moderner Rechentechnik wurde eine künstliche Welt konstruiert, die genau auf die Bedürfnisse der Kuh zugeschnitten ist. Jedes Tier ist mit einem Chip ausgestattet, der die Informationen an ein digitales Stall-Netzwerk aussendet. So kann der Bauer jederzeit von seinem Smartphone aus auf die Daten seiner Kühe zugreifen. Anhand dieser Informationen entscheidet er letztendlich über Leben und Tod der Kühe, denn ihre Fähigkeit, Kälber zu bekommen und Milch zu geben, ist ihre einzige Lebensberechtigung.

Die Arbeit „Hornloses Erbe“ über die moderne deutsche Milchkuh entstand zwischen 2014 und 2017 und soll neue Bilder jenseits der grünen Weide auf der Milchpackung liefern. Dafür besuchte ich Auktionen, Schauen, Messen, Labors und Verbände in vier Bundesländern.


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ⓦ 364 Sebastian Gansrigler vom Foto-Magazin Auslöser und dem Spezialitätenladen für Indie-Publishing Softcover aus Wien