#48 Fotowalks und Duschhauben sind keine Akkus

Wenn ihr mehr zur Faszination Streetfotografie wissen wollt, dann schaut in meinen Beitrag, den ich für Soul of Street Anfang des Jahres geschrieben habe.

Von Photowalks, Duschhauben und warum der blöde Akku wieder leer ist. Heute gebe ich wieder praktische Tipps, wenn ihr auf der Straße das Leben auf die Speicherkarte oder den Film bannen wollt. Traut euch - in der Gruppe fühlt ihr euch sicherer, lernt interessante Leute kennen und tolle Tipps gibt es gratis. Foto: Jan We

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28. Photowalk Cologne

Diesmal waren am 10.3. fast 30 Fotofreunde am Start, leider nur ganz wenige Frauen. Das ganze wird einmal im Monat (immer der 2. Samstag) von der Gruppe Soul of Street organisiert. Hier ein bisschen Werbung für die engagierten Jungs aus Köln. 

Soul of STREET zeigt Dir die Seele der Straße. Wir halten die Magie des Augenblickes fest, während andere ihn achtlos verstreichen lassen. Soul of Street ist für uns keine leere Phrase, sondern ein Lebensgefühl. 

Als junge Sparte ist die Straßenfotografie in Deutschland bisher kaum etabliert. Die Leidenschaft für ausdrucksstarke Aufnahmen treibt uns an und soll Dir unsere Philosophie näher bringen: emotionsgeladene Momente, rohe Ehrlichkeit, kritisches Hinterfragen, menschliche Höhen und Abgründe.

Unser Ziel ist es, die bestehende Straßenfotografie-Community zu verbinden, einmalige Aufnahmen und inspirierende Texte mit Dir zu teilen, Kreativität zu entfalten und neue Kontakte herzustellen. Wir wenden uns nicht ausschließlich an passionierte Streetfotografen, sondern an alle Menschen, die sich für Straßenfotografie interessieren und sich näher mit ihr beschäftigen möchten.

Soul of STREET – Photography und Philosophy ist eine Hommage an die Straßenfotografie, die für uns die ehrlichste und emotionalste Art zu fotografieren verkörpert. Das Magazin Soul of STREET erscheint 6x im Jahr. 

Meine Ausbeute des Tages

Wo, wann, wer?

Zurück zum Walk: Keine Angst, das Ganze ist kostenlos und total ungezwungen. Auf Facebook werden die Treffpunkte und die grobe Strecke bekanntgegeben. Man trifft sich um 12 Uhr zum obligatorischen Gruppenfoto und dann verstreut sich die Gruppe in alle Wege. Entweder geht man allein los oder man schnappt sich ein oder zwei Fotografen und bahnt sich seinen eigenen Weg. Vielfach sind die Teilnehmer keine Locals, so dass neben der gemütlichen Unterhaltung, es auch für die Orientierung sinnvoll ist, mit einem oder zweien durch die Strassen zu gehen. 

Oft sind auch (herzlich willkommene) Neulinge dabei, die sich an die Streetfotografie wagen wollen. Denen hilft man gerne mit Tipps zu interessanten Örtlichkeiten, zur Kameratechnik oder bei der Bildgestaltung weiter. Oder sie schauen, wie du dich auf der Straße bewegst, Leute ansprichst oder eine Szene komponierst. In einer kleinen Gruppe fällst du auch nicht so auf. Man kommt immer ins Gespräch, tauscht Visitenkarten und bleibt auf Facebook in Kontakt. Ich habe immer jede Menge interessante Leute kennengelernt und sie mich.

Auf geht's

Meine superkleine Fujifilm X70 stelle ich auf sw-Entwicklung (Bild 1), so dass ich schon auf dem Monitor einen guten Eindruck bekomme. Außerdem wähle ich den Modus P bzw. A (Bild 2) mit schneller Serienbildfunktion (Bild 3) und Autofokus. Die Bilder lasse ich in jpg und in Raw auf die Karte schreiben (Bild 4). Das ist für die weitere Bearbeitung in Lightroom (oder Fotos …) sinnvoll. Du hast einmal das „fertige“ Bild im jpg und hast (falls nötig) in der großen Raw-Datei noch etwas Spielraum bei der Nachbearbeitung. Ich mag das eigentlich nicht, denn ein schlechtes Bild kannst du auch nicht mit Milliarden Pixeln retten. Aber beim Kontrast und bei der Belichtung kannst du tolle Effekte aus den Daten zaubern … wer's mag, nur zu. Auch die größten Fotokünstler haben ihre Bilder beschnitten, um störendes zu entfernen oder den Rahmen bzw. das Format etwas passender zu platzieren. 

G E D U L D

Manchmal muss es sehr schnell gehen und ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Technik in der Kamera ziemlich zuverlässig ist. Klar geht dabei auch einiges schief (ja wirklich schief im Sinne von schräg) und einiges wird unscharf, aber egal. Wenn ich etwas sehe, dann antizipiere ich, was im nächsten Moment kommen wird oder kommen sollte, dann drücke ich auch schon den Auslöser und habe sogleich 4-5 Bilder im Kasten. Oft musst du auch einfach Geduld haben, um das gedachte Bild zu erfassen. G E D U L D bis die Person in der gedachten Richtung und Position durch die Szene geht usw.

Lucky punch

Eine typische Szene, wo du fast immer ein gutes Bild erwarten kannst, sind die Bahnhöfe oder U-Bahnen. Geh zu den Treppen, wo du von unten gegen das Licht meist eine tolle Silhouette hinbekommen kannst. Bei einer Rolltreppe kommen die Leute von alleine immer näher und können auch nicht ausweichen. Ein Lächeln zeigt denen, dass du „ein Lieber“ bist. Manche wenden sich ab, tja Pech gehabt, dann ist er leider auf keinem Meisterschuss verewigt 😉 Oder du arbeitest mit Spiegeln, Reflektionen oder ungewöhnlichen Perspektiven ... Für solche Momente lohnt es zu warten.

Nur Mut wird belohnt

Fast alle haben Hemmungen, die Leute auf der Straße (von nahem) zu fotografieren. Einige tricksen mit der Kamera und lösen das Bild auf dem Touchdisplay aus. Hier kann ich die Olympus OMD 10 oder die Fujifilm X70 empfehlen, die sehr klein, unauffällig und geräuschlos auslösen. Bilder mit Teleobjektiven finde ich echt Mist, denn jeder sieht am fertigen Bild, dass du zu weit weg warst (weil du Angst hast). Und mit diesen riesen Brummern fällst du total auf und die Passanten fühlen sich erst recht abgeschossen. 

Andere fragen vorher, ob sie ein Portrait machen können. Es gibt immer wieder so tolle Charakterköpfe und dann hast du alle Zeit und kannst in Ruhe komponieren und die Szene mit Zustimmung der Person optimieren. Wenn du freundlich fragst, offen und respektvoll agierst, dann wirst du überrascht sein, wieviele sich einverstanden erklären. Hier fragt Dieter Wunderlich vom Fotoclub Troisdorf, ob er den Mann mit der Baskenmütze knipsen darf. Kein Problem! Du überreichst deine Karte und sie erhalten „ihr“ Bild später im Nachgang. Das ist im Ausland sogar noch viel leichter, weil die Menschen offener sind und nicht gleich die Paragrafen und Rechtsvorschriften im Hinterkopf haben. 

Meine Speicherkarte war nach 5 Stunden unterwegs mit rund 200 Bildern gut gefüllt. Davon sind bei erster Durchsicht 10 bis 20 Bilder richtig gut - ich bin glücklich und zufrieden. Ein toller Tag. Danke an Reiner, Marc, Jens, Jan und Horst von den Soul of Street-Jungs. Ich freue immer wieder auf alte und neue Bekannte, die ich dort treffe. Unter diesen Hashtags könnt ihr weitere Bilder auch von anderen Fotografen finden ... #pwc #pwc0318 #photowalkcologne #pwcsos

PS: Und meine Duschhaube ging an Britta Boehle, deren Akku leider schnell leer war. Ich habe ihr meine Duschhaube zum Trost geben. Falls es regnet, kannst du so blitzschnell die Kamera vor Nässe schützen. 

Mein Tipp: Also beim nächsten Hotelaufenthalt die Duschhaube "mitnehmen". 

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