ⓦ 254 Valérie Jardin bittet zum Tanz
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(00:00) Vorstellung neuer Co-Host Gregor
(01:20) Begrüßung Valérie Jardin
(03:30) Was ist Street-Fotografie?
(05:20) Thomas Leuthard's Street-Karten
(09:00) Workshop-Themen
(10:50) Bedeutungslosigkeit der Technik
(13:45) Was bedeutet Schwarzweiß Fotografie für dich?
(16:15) Was fasziniert dich an zeitlosen Bildern?
(20:00) "Anonymous" Street-Fotograf
(23:30) Why do you limit yourself to a single-lens camera?
(28:00) Wie kannst du dich motivieren?
(31:00) Hast du jemals etwas anderes probiert?
(35:00) Valerie will Thomas Leuthard pushen
(37:30) Mehr Workshops in Europa
(39:30) Sie ist ein "Lichtjäger"
Kernaussagen des Interviews in Deutsch
Wir reden über ihre Art der Fotografie, die Technik und über ihr Übungsbuch "Streetfotografie: 75 Übungen für bessere Bilder" aus dem dpunkt.verlag. Es beginnt mit einfachen Anleitungen und gegen Ende wird es schwieriger.
Zur Schwarzweiß-Fotografie sagt sie, "Ich mache zu einem Drittel Farbfotos. Ich entscheide in dem Moment, wo ich das Motiv sehe. Ich meine, wenn Farbe in dem Bild eine Rolle spielt, wäre es doch ein Verbrechen, wenn man sie weglässt. Und ich fotografiere in JPG. Ich weiß, es gibt Street Fotografen die Raw benutzen - das ist OK - aber ich sehe nicht den Punkt, wieso man das macht.
Der unauffällige Streetfotograf
Vor ein paar Jahren hat sie das E-Book mit dem Titel "Anonymous" geschrieben. Damals gab es eine Debatte um Gesetze zur Privatsphäre - bis hin zu Aussagen, wie "Das ist der Tod der Street Fotografie". Aber das ist ja nicht notwendigerweise der Fall. Es gibt so viele Wege in der Street Fotografie: zum Beispiel Silhouetten fotografieren, Menschen nur von hinten fotografieren, Abstraktionen oder das Hindurchfotografieren durch natürliche Hindernisse. Jeder kann einen Weg finden, auch wenn sie oder er schüchtern ist. Und mit der Zeit lernt man, wie man sich "unsichtbar" machen kann.
Ich nutze schon lange die Fujifilm X100 mit Festbrennweite. Die hat ein 23mm Objekt oder 35mm im Vollformat. In der Streetfotografie muss es schnell gehen. Da kann ich nicht lange an den Einstellungen fummeln. Wenn du Zeit verlierst und den entscheidenden Moment verpasst, dann ist er vorbei. Wenn ich durch den Sucher schaue, dann habe ich genau den Rahmen gesetzt und ich kann sofort das Bild machen.
Egal welche Brennweite du wählst, du musst deinen Ausschnitt kennen. Zwischen 17 und 50mm ist alles im grünen Bereich. Mancher mag nicht gern so nahe ran gehen, dann ist ein 50mm Objektiv eine gute Wahl. Aber mit einem Zoomobjektiv wirst du nie die Nähe herstellen und die gewünschten Emotionen einfangen. Werde mit deinem einen Objektiv warm und mach es dir nicht unnötig schwer.
Fotografie ist wie ein Tanz
Was braucht es, um gute Fotos auf der Straße zu machen? Fotografie ist wie ein Tanz. Du musst dich bewegen, um den besten Rahmen zu finden. Wechsle die Perspektive, schau auf den Lichteinfall, den Schatten, mach viele Fotos von der Szene.
Wenn du keine Lust hast und dir die Motivation fehlt, dann probiere es mit einem Projekt. Hab deine Idee immer im Hinterkopf, dann wirst du mehr sehen und deine Bilder werden mit der Zeit besser. So etwas bringt dich vor die Tür. Mein Buch "Streetfotografie - 75 Übungen für bessere Bilder" vom dpunkt.verlag bietet dir Tipps (Hände, Hunde, ...) und setzt dir Ziele. Nicht jeder ist immer gut drauf, aber es gibt immer etwas zu sehen.
Ich habe mit Landschaftsfotografie angefangen und jeder sollte mal etwas Neues probieren. Wenn du nichts probierst, dann wirst du auch nicht besser. Trotzdem wirst du nie von Beginn an der Meister sein, weil du immer wieder etwas Neues entdeckst und von vorn beginnst. Alles andere wäre Stillstand. Wenn du ältere Bilder von dir anschaust wirst du merken, dass du mit der Zeit besser wirst. Das ist mein Anspruch.
Mein Ziel ist Wahrhaftigkeit und ich manipuliere nie, nichts ist gestellt, das ist mir wichtig, denn sonst ist es keine Fotografie für mich. Viele tun das, aber ich mag das nicht. Generell ist Nachbearbeitung nicht mein Ding. Da bin ich Minimalist.
Es stimmt mich traurig, dass Thomas Leuthard aufgehört hat, weil er nichts mehr Neues gesehen hat. Ich werde nie müde. In jedem Workshop finde ich Inspiration. In Paris ist es immer spannend. In jeder Stadt gibt es Abenteuer, da gibt es keine Ausnahme
Chasing Light ~ Telling Stories
"Chasing Light" ist mein Motto. Minimalismus, die Reduktion ist mein Ding. Ich mag lange Schatten, harte Kontraste, Emotionen, Silhouetten, Gefühle. Ich gehe nicht mit einem festen Bild auf die Straße, ich möchte überrascht werden. Ich bin ein Jäger und ich fotografiere, was ich sehe. Sogar im Regen oder im Nebel gibt es tolle Motive. Nur extreme Kälte (bis -30 Grad im mittleren Westen der USA) tut der Kamera und dem Akku nicht gut.
Verpasste Momente
Einer meiner Seminarteilnehmer sagte mal "Ich habe diesen ganz tollen Moment gesehen, wie sich zwei Liebende küssen und hab das Bild verpasst." Ich antwortete: Du hast den Moment nicht verpasst, du hast ihn gesehen!
Das ist viel mehr als das, was die meisten anderen sehen. Du hast den schönen Moment erfasst. Wir verpassen viel mehr, als wir sehen. Und mit der Zeit werden wir immer besser im Einfangen der Momente. Das ist der Spaß an der Streetfotografie.
Alle Bilder von Valérie Jardin
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