#259 Alex kleiner Porträt-Leitfaden

“Die Kraft eines Porträts, liegt in dem Bruchteil der Sekunde, indem man etwas vom Leben der fotografierten Person versteht. Ein Porträt nimmt man nicht alleine auf. Der andere schenkt es einem.” — Sebastião Salgado

Die Frage, ob ein Porträts die Seele des Menschen vor der Kamera abbildet, wird immer wieder diskutiert. Wir sprechen heute aber über den Menschen hinter der Kamera und darüber wie man auch mit einfachen Mitteln den Einstieg in einen der schönsten Bereiche der Fotografie findet. 

Am einfachsten gelingt der Start mit Menschen aus der Familie, Freunde und Verwandte mit denen man schnell warm wird. Sucht Euch einen möglichst aufgeräumten Hintergrund. Wenn ihr Euer Modell mit etwas Abstand davor platziert, wird bei Blitzaufnahmen selbst eine weiße Wand grau oder auch schwarz. Blende und Belichtungszeit so einstellen, dass eine Aufnahme ohne Blitz so gut wie schwarz wird. Damit schaltet Ihr das Umgebungslicht weitestgehend aus. Nur der Blitz sorgt dann für die kontrollierte Belichtung.

Oft reicht das kleine Besteck

Für Innenaufnahmen reicht ein Aufsteckblitz, welche über einen Fernauslöser ausgelöst wird. Dieser Fernauslöser befindet sich in dem Blitzkontaktschuh Deiner Kamera. Als einfacher Lichtformer bieten sich Durchlichtschirme an, welche man für knapp 20 € erwerben kann. Dazu benötigst Du noch ein Lichtstativ und den Halter für den Aufsteckblitz, welcher üblicherweise auch den Schirm aufnehmen kann.

Lege viel Aufmerksamkeit auf die Stimmung Deines Models. Dieser Mensch muss sich in Deinem Habitat erstmal eingewöhnen. Also fange nicht sofort mit dem Shooting an, sondern klönt erstmal über Hobbies, Beruf und Urlaub. Damit bekommst Du eine Ahnung, wie Dein Modell tickt und erhältst einen Aufhänger, falls das Shooting etwas ins Stocken gerät.

Wichtige Tipps und Anweisungen

Menschen ohne Erfahrungen vor der Kamera benötigen Hinweise und Anweisung. Etwas mehr Sicherheit bietest Du ihnen, wenn sie an einem Tisch sitzen können oder einfach rücklings auf einem umgedrehten Stuhl platz nehmen. So bietest Du ihnen direkt eine Ablage für die Hände. Diese Sitzposition hilft Deinem Modell, aufrecht zu sitzen.

Die meisten Menschen sind nicht perfekt symmetrisch. Die Schokoladenseite herauszufinden ist Deine Aufgabe, die etwas geübt werden muss. Ein kleiner Trick: bitte Dein Modell, die Hände zu falten. Der Daumen, der dann oben liegt ist meistens die vorteilhaftere Seite. Ansonsten muss man es ausprobieren. Hat dein Modell einen Seitenscheitel, lässt sich oft die Seite mit dem kürzeren Haar besser fotografieren.

Es bietet sich an, das Du und Dein Modell im Vorfeld Ideen austauscht. Das kann z.B. eine gemeinsame Pinterest Seite sein. Beschäftige dich vorab mir dem Bildschnitt. Klar kann man sein Foto später immer noch beschneiden. Aber es hilft Dir ein Auge dafür zu bekommen, wenn Du schon von vornherein Dein Modell richtet framest.

Eine Geschichte erzählen

Mit kleinen Serien kannst Du leichter eine Geschichte erzählen. Fotografiere z.B. auch mal nur die Hände. Oder zeige Dein Modell in seinem Arbeitsumfeld oder mit einem Gegenstand der seine Arbeit und sein Hobby darstellt.

Mein Wunschszenario sind zur Zeit Tänzerporträts, aufgenommen mit längeren Verschlusszeiten um die Bewegung und Dynamik darzustellen. Schöne Beispiele findet Ihr im Buch “Das authentische Porträt” aus dem Rheinwerk Verlag. Bei einem authentischen Porträt geht es darum den Menschen in seiner Stimmung und Gefühlslage abzuholen und diese durch die Umgebung und Beleuchtung gegebenenfalls noch zu verstärken. 

Ein weiteres Buch, welches einen sehr tiefergehenden Ansatz verfolgt, ist das Buch “Starke Porträts” von Martin Frick aus dem dpunkt.verlag. Für Anfänger ist aber recht anspruchsvoll. Allerdings für alle, die sich sehr intensiv und tiefgreifend mit diesem Thema beschäftigen möchten, bietet es eine Menge Anregungen und Methoden.

Farbe oder schwarzweiß?

Ob Du nun in Schwarzweiß oder Farbe fotografierst musst Du für dich selbst entscheiden oder von der Situation abhängig machen. Alex Webb sagte mal: “I began to realize that [photographing in] color isn’t just about color. Color is emotion.” Und Ted Grant: „Wenn du Menschen in Farbe fotografierst, dann fotografierst du Ihre Kleidung. Wenn du sie in Schwarz Weiß fotografierst, dann fotografierst du Ihre Seelen“ So, it’s up to you!

Als Fotograf hast Du einen emphatischen Auftrag. Das Ergebnis spiegelt nicht nur die Gefühlslage Deines Models wider, sondern reflektiert im Idealfall auch Deine Stimmung. Man könnte auch sagen: Du findest nicht Deinen Stil, der Stil findet Dich ;)

Kapitelmarken zum Podcast

  • (00:00) Was ist geniale Porträtfotografie?

  • (02:50) Thomas macht “Dicke-Backen-Porträts”

  • (05:20) Fang mit Freunden oder Verwandten an

  • (06:40) Wie geht Alex vor (Die Hintergrundfrage und der Blitz)

  • (08:30) Das Set-Up 

  • (09:50) Wo macht man sich schlau?

  • (11:20) Unsicherheit abbauen

  • (13:15) Jetzt mach mal - Anweisungen geben

  • (16:50) Die Schokoladenseite finden

  • (18:40) Inspiration finden und umsetzen

  • (20:50) Regeln und Kreativität

  • (24:00) Geschichten erzählen mit Serien

  • (26:00) Alexs Wunsch-Szenario

  • (28:00) Buch: Das authentische Porträt

  • (30:50) Menschen in ihrer Stimmung abholen

  • (33:50) Buch von Martin Frick wirft Fragen auf

  • (36:00) Der emphatische Auftrag

  • (40:50) Schwarzweiß oder Farbe?

  • (43:00) Draußen fotografieren und 500 Bilder sortieren

  • (49:00) Mit dem Smartphone kreativ sein

  • (51:00) Lange Verschlusszeiten

  • (57:10) Outtakes - die großen Meister vergessen

  • (58:25) Danke für das Feedback zur Folge #257 von Andre Mey

Alex Wunschszenario: Tänzerporträts, aufgenommen mit längeren Verschlusszeiten um die Bewegung und Dynamik darzustellen. 

Alex Hesse: “Dein Fotograf in Oldenburg” https://hessephoto.de

Quellen zum Lernen

Starke Porträts von Martin Frick

Du erfährst Schritt für Schritt, wie man Porträts mit Bedeutung und Relevanz aufladen und Bilder schaffen kann, die das Publikum emotional erreichen.

Direkt beim dpunkt.verlag als Print, Digital oder im Bundle.


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