#38 Photo-Review 2017 und meine Liebe zur Musik

Heute zeige ich euch drei Slideshow-Videos mit Fotos des letzten Jahres zum Thema Landscapes, Street/People in Colour and Black & White. Alle drei habe ich mit Musik vom genialen Michael Nyman unterlegt. Viele seiner Kompositionen beginnen leise und langsam, um dann ständig an Dramatik und Lautstärke zu gewinnen. Ich erzähle euch, warum ich diese Minimal-Musik liebe.

Mein Radio Gott

Ich habe seit den 70er bis in die 90er jede Menge Musik im Radio gehört. Erst habe ich meine Lieblingstitel auf ein Tonband (richtig mit zwei Spulen), später auf Kassette aufgenommen und alle Interpreten und Titel (mit Kassettennummer) in einer Kladde notiert. Irgendwann habe ich den Radio-DJ John Peel entdeckt. 30 Jahre lang konnte hierzulande seine BBC Sendung "John Peel’s Music" auf dem britischen Soldatensender BFBS empfangen werden. Er gehörte zu den Entdeckern von u.a. David Bowie, The Clash, The Cure, Joy Division, Mike Oldfield, Killing Joke, New Order, Pink Floyd, Sex Pistols, Tangerine Dream, The Smiths, Björk, U2 oder The Undertones. Er starb 2004 im Alter von nur 65 Jahren. Er hat maßgeblich meinen Musikgeschmack geprägt.

Photo-Review 2017 black&white

Kennt ihr noch Alan Bangs?

Ab Anfang der 1980er war Alan Bangs mein weiterer ständiger Begleiter, den die meisten wohl aus dem Rockpalast kennen. Seine BFBS-Radiosendung "Nightflight" (im WDR hieß es später Nachtflug) brachte mir Patti Smith oder Neil Young ins Ohr. Aber er scheute sich auch nicht, mal eine ganze Klassik-Platte in den Äther zu werfen. Das brachte ihm später beim WDR 1995 den Rauswurf. Es war also in einer Herbstnacht 1988, als ich zum ersten Mal Michael Nyman hörte. Alan Bangs hatte sich den Soundtrack des Peter Greenaway Films "Drowning by Numbers" ausgesucht. Ich hatte erst Drawing by Numbers, also Malen nach Zahlen verstanden. Macht nix, nachdem ich den über sechs-minütigen Titelsong gehört habe, war ich nicht nur Fan von Minimal Musik, von Michael Nyman und sogleich auch von den furchtbar komplizierten Filmen des britischen Regisseurs Peter Greenaway. 

Photo-Review 2017 colour

Drowning By Numbers - Verschwörung der Frauen

Worum geht es? Drei Frauen - alle namens Cissie Colpitts - Großmutter, Mutter und Tochter - ertränken nacheinander ihre Männer und werden dabei vom Leichenbeschauer Madgett gedeckt, der jedes Mal, in der Hoffnung auf einen Liebeslohn, einen Mord ausschließt. Madgetts Sohn Smut ist inzwischen damit beschäftigt, Tierkadaver, die er entdeckt, zu fotografieren, zu nummerieren und katalogisieren. Begleitet wird er stets von seiner Seilchen springenden Freundin, die beim Springen die Namen von exakt hundert Fixsternen aufzählt. Die Zahlen von ein bis hundert durchziehen chronologisch den ganzen Film. Misstrauische Freunde und Verwandte der Toten schließen sich zusammen, um den Frauen ihre Verbrechen nachzuweisen, bleiben aber erfolglos. Die drei Frauen fahren mit Madgett auf einen See hinaus, um die Asche der verstorbenen Männer auszustreuen. Auf der Mitte des Sees wird von den Frauen ein Stöpsel gezogen, so dass das Boot (mit der Nummer 100), in dem sich die vier befinden, zu sinken beginnt. Anschließend lassen die Frauen den Nichtschwimmer Madgett allein zurück. Die Seilchen springende Freundin von Smut wird von einem Auto überfahren, worauf sich dieser erhängt. 

Photo-Review 2017 Landscapes

Hört hört Minimal Musik

Ich habe für alle drei Videos Titel des Londoner Komponisten Michael Nyman gewählt. Ich liebe seine sparsame Instrumentalisierung. Sie kommt ganz leise und langsam daher, fast schon meditativ. Sie gewinnt dann ständig an Dramatik und Lautstärke, so wie man es von Maurice Ravels Bolero kennt. Erfolgreich ist die Minimal Music vor allem als Filmmusik. Michael Nyman hat ebenso - unter der Regie der neuseeländischen Regisseurin Jane Campion - die Filmmusik zu "Das Piano" geschrieben. Ihr kennt sicher auch den Film "Die fabelhafte Welt der Amélie" mit Audrey Tautou in der Titelrolle. Was wäre der Film ohne das Akkordeon von Yann Tiersen? Fantastisches und phantasievolles Kino braucht besondere Untermalung und ich schwebe durch die Musik weiter. Die Melodie geht nicht aus dem Kopf, aber sie klebt nicht fest, sondern sie verselbständigt sich. Das ist Magie, finde ich.

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