ⓦ 298 Du kannst was bewegen, sagt Susi von Extinction Rebellion

Fürsorge für alles Leben auf diesem Planeten

Susi ist bei Extinction Rebellion aktiv

Wir wünschen frohe Weihnachten und geruhsame Feiertage im Kreise eurer Liebsten.

Heute plaudern Jana und ich über den Konsumrausch, speziell in der Weihnachtszeit, geben Tipps zur Nachhaltigkeit und Susi erzählt über ihre Arbeit in der Umweltbewegung “Extinction Rebellion”.

Kapitelmarken

  • (00:00) Konsumrausch an Weihnachten

  • (06:00) Tipps zur Nachhaltigkeit

  • (12:30) Mehrweg statt Einweg-Becher, -Geschirr und -Plastik

  • (17:00) Frugalismus als Lebenseinstellung

  • (20:00) Susi erklärt die drei Kernforderungen von Extinction Rebellion (XR)

  • (26:00) Was haben 50 Jahre Greenpeace oder Friday for Future gebracht?

  • (32:00) Susi bespielt die Social Media Kanäle für XR

  • (38:30) Get smart get moving: Mehr mit dem Rad fahren

  • (40:00) Prinzipen und Werte von XR

  • (43:00) Auch kleine Sachen zeigen Wirkung

  • (50:00) Gute Vorsätze und Verbindung zur Natur

#122 Motivation und Wachstum ohne Ende?

—> zum WMF-Klimarechner


Extinction Rebellion (XR): Aufstand gegen das Aussterben.

Klimaaktivismus heißt nicht, das Auto für immer stehen zu lassen, nie wieder zu fliegen oder auf all die großartigen Erfindungen und Errungenschaften der Menschheitsgeschichte zu verzichten. Klimaaktivismus heißt, die Regierungen der Welt an ihre Schutz- und Verantwortungsfunktion für gegenwärtige und kommende Lebewesen zu erinnern!

Mehr unter https://extinctionrebellion.de/

Wissenschaftler:innen sagen, die Klimakrise ist richtig ernst und kleine Schritte der Politik reichen nicht aus. Der Zusammenbruch unserer Zivilisation droht. Wir können nicht länger wegsehen oder verdrängen. Wir werden aktiv! Wir verwenden erprobte Methoden wie massenhaften zivilen Ungehorsam, die schon erfolgreich für echten Wandel gesorgt haben.

Wir sind Menschen aus unterschiedlichsten Bereichen und Altersgruppen. Wir denken nach vorn, arbeiten strategisch, selbstbestimmt und gewaltfrei. Wir schöpfen aus Erfahrung, Reflexion und Regenerativen Kulturen.

Unsere drei Forderungen

1. SAGT DIE WAHRHEIT: Die Regierung muss die existenzielle Bedrohung durch die ökologische Krise und ihre Ursachen und Folgen offiziell anerkennen. Wir fordern alle politischen und gesellschaftlichen Institutionen auf, diese Bedrohung und die Dringlichkeit einer gerechten ökologischen Transformation zu kommunizieren. Das Ziel muss sein, die Ökosysteme der Erde so zu stabilisieren, dass sie allen Menschen und Arten ein gutes Leben ermöglichen.

2. HANDELT JETZT! Die Bundesrepublik Deutschland muss jetzt handeln, um das Artensterben aufzuhalten und bis 2025 ihre Treibhausgasemissionen auf Netto-Null zu reduzieren. Dazu muss die Regierung global Verantwortung für die wachstumsgetriebene und ausbeuterische Zerstörung unserer Lebensgrundlagen übernehmen, diese stoppen und soweit wie möglich rückgängig machen.

3. POLITIK NEU LEBEN! Die Regierung muss einen Bürger:innenrat für die notwendigen Maßnahmen gegen die ökologische Katastrophe und für Klimagerechtigkeit einberufen. Die Regierung muss nach dessen Beschlüssen handeln.

Unser Rebellionskonsens

Diese Vereinbarung bildet den bindenden Rahmen für Aktionen von Extinction Rebellion Deutschland. Wer diesen Rebellionskonsens wahrnimmt, ist bei Aktionen von Extinction Rebellion (XR) herzlich willkommen.

Wir gehen in Aktion, um der Öffentlichkeit und den Regierungen weltweit die Dringlichkeit der ökologischen Krise zu verdeutlichen, in der wir uns befinden. Wir rebellieren, weil wir und alle Lebewesen, mit denen wir diesen Planeten teilen, vom Aussterben bedroht sind.

Grundlage all unserer Handlungen sind unsere zehn Prinzipien und Werte sowie unsere drei Forderungen (s.o.). Durch die politische, ökonomische und soziale Realität sehen wir uns gezwungen, die gesellschaftliche Normalität durch disruptive Aktionen friedlichen zivilen Ungehorsams zu durchbrechen, und sind der Überzeugung, so den notwendigen Wandel herbeiführen zu können. Wir bedauern sehr, das öffentliche Leben und die öffentliche Ordnung stören zu müssen. Gegenüber unseren Mitmenschen, die ihrem Alltag nachgehen, verhalten wir uns friedlich und respektvoll.

Friedfertigkeit und Respekt vor allem Leben sind zentrale Werte unserer Rebellion. Menschenfeindliche sowie diskriminierende Aussagen und Handlungen sind bei uns nicht erwünscht. Wir sind strikt gewaltfrei in unserem Handeln und unserer Kommunikation mit der Öffentlichkeit, der Polizei sowie auch untereinander. Wir behandeln jeden Menschen mit Würde und Respekt. Wir filmen und fotografieren unsere Aktionen, um Öffentlichkeit zu generieren. Wir stehen mit unserem Gesicht und unserem Namen zu dem was wir tun. Im Kontakt mit anderen vermeiden wir jegliche Art von verbalen und körperlichen Auseinandersetzungen. Unser Verständnis von Gewaltfreiheit beinhaltet auch, dass wir uns bei polizeilichen Maßnahmen nicht aktiv widersetzen. Sollte es zu Räumungen oder Verhaftungen kommen, verhalten wir uns friedlich und unterlassen aktiven körperlichen Widerstand, wie zum Beispiel durch gegenseitiges Unterhaken.

Unsere eigene und die Sicherheit unserer Mitmenschen steht für uns an erster Stelle. Wir planen Aktionen sorgfältig und achten darauf, dass Rettungswege passierbar bleiben. Wir informieren uns laufend über die potenziellen rechtlichen Folgen unserer Handlungen und gehen erst in Aktion, wenn wir uns der Konsequenzen bewusst sind. Wir führen keine Aktionen unter Einfluss von Alkohol oder anderen Drogen durch. Neben Protest und zivilem Ungehorsam schaffen wir eine regenerative Kultur, die gesund, anpassungsfähig und belastbar ist. Wir unterstützen uns gegenseitig beim Aufbau dieser Kultur, um gemeinsam unser toxisches System zu überwinden. Wir ermutigen unsere Mitmenschen, selbst aktiv zu werden und mit uns zur notwendigen Veränderung beizutragen.

Uns ist bewusst, dass nicht jeder Mensch das Privileg besitzt, legale Risiken für die Teilnahme an zivilem Ungehorsam einzugehen. Wenn wir zivilen Ungehorsam ausüben, tun wir dies in dem Bewusstsein, dass es Menschen gibt, die sich das damit verbundene Risiko nicht leisten können. Wir stehen zu diesen Menschen in der gleichen Solidarität, mit der sie zu uns stehen, wenn wir festgenommen werden, oder auf andere Weise staatliche Repression erfahren. Diese gegenseitige Solidarität ist uns allen gemeinsam oberste Pflicht.

Wir respektieren, dass andere sozial- und klimapolitische Bewegungen sich von uns unterscheiden und in ihren Aktionen gegebenenfalls andere Taktiken und Kommunikationsweisen wählen. Wir laden alle Menschen, die sich diesem Rebellionskonsens anschließen, dazu ein, gemeinsam mit uns die notwendigen Veränderungen herbeizuführen.

Prinzipien und Werte

  1. Wir haben eine gemeinsame Vision der Veränderung: Eine Welt zu schaffen, die auch für zukünftige Generationen lebenswert ist.

  2. Unser Fokus liegt auf dem Erreichen des Notwendigen: Die 3,5 Prozent der Bevölkerung zu mobilisieren, die nötig sind, um Systemveränderungen zu erreichen.

  3. Wir brauchen eine Kultur der Regeneration: Wir schaffen eine Kultur, die gesund, anpassungsfähig und belastbar ist.

  4. Wir stellen uns selbst und unser toxisches System offen in Frage: Dabei verlassen wir unsere Komfortzonen, um uns aktiv für Veränderungen einzusetzen.

  5. Reflexion und Lernen sind uns wichtig: Wir folgen einem Kreislauf aus Aktion, Reflexion, Lernen und dem Planen weiterer Aktionen. Wir entwickeln uns weiter, indem wir von anderen und aus eigenen Erfahrungen lernen.

  6. Alle sind willkommen – so wie sie sind: Wir arbeiten aktiv daran, ein geschütztes und für alle zugängliches Umfeld zu schaffen.

  7. Wir überwinden hierarchische Machtstrukturen: Wir gleichen das Gefälle von Macht und Einfluss aktiv aus, um eine gerechte Teilhabe zu ermöglichen.

  8. Wir vermeiden Schuldzuweisungen und Beleidigungen: Wir leben in einem toxischen System, doch daran trägt kein Mensch allein die Schuld.

  9. Wir sind ein gewaltfreies Netzwerk: Wir nutzen gewaltfreie Strategien und Methoden als effektivstes Mittel, um Veränderungen herbeizuführen.

  10. Wir stützen uns auf Selbstbestimmung und Dezentralität: Gemeinschaftlich schaffen wir die notwendigen Strukturen, um bestehende Machtverhältnisse zu verändern.


Nachhaltigkeit: "Man muss nicht immer alles wegwerfen"

Süddeutsche Zeitung, 19. Dezember 2022, 21:35 Uhr

Lesezeit: 3 min

Beim Sportartikel-Hersteller Patagonia kann man beschädigte Kleidung ausbessern lassen. Es geht natürlich um Marketing, aber auch um Nachhaltigkeit. Über eine ungewöhnliche Aktion in der Vorweihnachtszeit.

Von Francesca Polistina, Freising

Vor dem mobilen Tiny House auf der Freisinger Oberen Hauptstraße bildet sich schnell eine Schlange. Menschen, die ihre beschädigten Kleidungsstücke zur Reparatur bringen, Passanten, die aus Neugierde vorbeischauen. In der kleinen, gut geheizten Werkstatt auf Rädern sitzen Sandra Doerfel und Regina Wohlketzetter, sie sind beide professionelle Schneiderinnen und kümmern sich gerade um Reißverschlüsse, Risse, Löcher. Vor allem Sportjacken aller Art warten auf den Kleiderbügeln. "Den Großteil der Menschen können wir tatsächlich zufrieden machen", sagt Wohlketzetter. Nur in wenigen Fällen gelten die Schäden an der Kleidung als irreparabel.

Die zwei Schneiderinnen sind auf Tour mit der Worn-Wear-Kampagne - so heißt eine Initiative der Outdoormarke Patagonia, bei der Menschen ihre kaputten Kleidungsstücke zur Reparatur geben können, kostenlos und unabhängig davon, wie alt sie sind und um welche Marke es sich dabei handelt. Seit 2017 geht Patagonia auf Tour durch ganz Europa - am vergangenen Freitag und Samstag kam das Tiny House nach Freising, direkt vor den Outdoorladen Freiluftwerk. "Insgesamt wurden 80 Reparaturen durchgeführt", sagt Marek Leske von Patagonia. Davor war das Reparatur-Team in Aschau, demnächst geht die Reise nach Baden-Württemberg und nach Amsterdam weiter.

Das Ziel der Initiative ist klar: Es geht natürlich um Marketing, denn schließlich können es sich Sportartikelhersteller nicht mehr leisten, als nicht umweltfreundlich etikettiert zu werden - obwohl Kleiderproduktion immer mit CO₂-Emissionen und Ressourcenverbrauch assoziiert ist. Und es geht um Verantwortung. "Wir möchten auf unseren gemeinsamen Fußabdruck hinweisen. Letztendlich setzen wir uns mit Worn Wear für ein Umdenken hinsichtlich Produktion, Konsum und Besitz von Bekleidung ein", sagt Leske von Patagonia. So lautet das Motto der Initiative: Reparieren statt wegwerfen - Dass sie ausgerechnet in der Vorweihnachtszeit stattfindet, wenn die Kassen klingeln sollen, das macht den Appell umso dringender. Und stößt auf positive Reaktionen.

"Das wäre sonst Müll", sagt zum Beispiel Josef Beck und zeigt die Tüte mit einer schwarzen Jacke. Sie ist mittlerweile gut 15 Jahre alt, wurde lange und gerne getragen und wäre noch komplett funktionsfähig, hätte sie nicht einen defekten Reißverschluss und einige zeitbedingte Löcher. "Dass auch Produkte anderer Marken repariert werden, ist lobenswert", sagt Barbara Richter über die Initiative . Sie hat gerade eine türkisfarbene Jacke abgegeben, die noch relativ neu ist, aber vom Fahrrad eingeklemmt und beschädigt worden ist. Normalerweise richte sie alles selbst, erzählt sie, aber Outdoor-Klamotten und Funktionsmaterialien zu reparieren sei durchaus schwierig. "Bei speziellen Outdoor-Kleidungen kommen selbst normale Schneiderinnen an ihre Grenzen", kommentiert eine andere Frau, die die Jacke ihres Mannes zur Reparatur bringt. In der kleinen Werkstatt auf Rädern arbeiten die zwei Schneiderinnen mit einer leistungsfähigen Industrie-Nähmaschine und einer Heißpresse, sie wurden extra ausgebildet, um Outdoor-Bekleidung reparieren zu können.

Viele Kleidungsstücke sind mit Erinnerungen an schöne oder besondere Momente verbunden

Es geht bei der Initiative aber nicht nur um Nachhaltigkeit, sondern auch um Kleidungsstücke, die man gerne noch ein bisschen tragen würde - weil sie mit schönen oder besonderen Momenten verbunden sind. Etwa einer Reise oder einem Geschenk. Oder auch nur dem Alltag. "Ich trage die Jacke immer, wenn ich mit meinen Hunden im Wald spazieren gehe", erzählt Christine, die trotz der Kälte in der Schlange wartet. Die Jacke sei zwar schon ein bisschen überstrapaziert, aber "man muss nicht immer alles wegwerfen", sagt sie. Einmal, erzählt Leske von Patagonia, brachte ein Mann eine Jacke zur Reparatur, die durch einen Rentier-Angriff beschädigt worden war, während sie auf einem Strand in Schweden lag. Das sei natürlich nicht die Regel, dennoch zeigen Initiativen wie diese auch eines: Kleidung hat eine Geschichte, sie ist mehr als nur ein Stück Stoff.

Die Bekleidungsproduktion hat sich weltweit von 2000 auf 2014 verdoppelt. Laut einem Bericht von Greenpeace kaufen deutsche Verbraucher im Schnitt 60 Kleidungsstücke pro Jahr - tragen diese allerdings nur noch halb so lang wie vor 15 Jahren. Dabei sind die Schränke bereits voll: Umfragen kommen zu dem Ergebnis, das fast jeder Kleidungsstücke besitzt, die nie getragen werden. Vor allem die sogenannte Fast Fashion ist dafür verantwortlich, dennoch hat sich überall die Botschaft durchgesetzt, dass Reparieren sich nicht lohnt.

Regina Wohlketzetter, die Schneiderin, sagt, die Funktionskleidung sollte nicht zu häufig gewaschen aber gut gepflegt werden, zum Beispiel mit Imprägnierung. Das erhalte die funktionellen Eigenschaften und verlängere die Lebensdauer der Kleidung. Denn darum geht es am Ende: den Lebenszyklus zu verlängern.

Quelle: https://www.sueddeutsche.de/



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