ⓦ 359 Vorsätze? Nö! Pläne? Viele … 17. Januar: Wirf-Deine-Jahresvorsätze-über-Bord-Tag

17. Januar: Wirf-Deine-Jahresvorsätze-über-Bord-Tag

Vorsätze sind toll, nicht nur wenn man sie umsetzt. Allein das Planen und die Vorstellung, ein unberührtes Jahr gestalten zu können, ist wie das Anlegen eines eigenen Traumgartens.

Geht dir das auch so oder ist es genau umgekehrt, denn am 17. Januar ist der “Wirf-Deine-Jahresvorsätze-über-Bord-Tag”. Heute plaudern Jana und ich über unsere Pläne und die Kleinigkeiten, die dir das Leben auch ohne Vorsätze leichter machen.

Kapitelmarken aus dem Podcast

  • (00:00) Am 17. Januar ist Wirf-Deine-Jahresvorsätze-über-Bord-Tag

  • (03:30) Häufigste gute Vorsätze für das Jahr 2024

  • (07:00) Vorsätze vs. Pläne

  • (12:00) Janus / Januar: Schluss mit den guten Vorsätzen

  • (17:00) Ein eigener Gedenk- oder Gedankentag

  • (21:30) Reflexion: Tagebuch oder Journaling

  • (25:00) Die Kleinigkeiten geniessen

  • (31:30) Einmal aus der Routine ausbrechen

  • (38:00) Mehr Gelassenheit: Weniger ist mehr

Statistik: Häufigste gute Vorsätze für das Jahr 2024 in Deutschland | Statista
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Neujahrspläne auf dem Prüfstand

Auf dem noch jungen Jahr ruhen viele Hoffnungen. Manche Pläne lassen sich allerdings nur schwer umsetzen. Ein eigener Gedenktag lädt dazu ein, die Neujahrsvorsätze noch einmal zu überprüfen.

Manche Dinge sollen einfach das bleiben, was sie sind. Doch anhaltender Stillstand kann lähmen. Traditionell wünschen sich viele Menschen zum Jahreswechsel auch Veränderungen - und fassen gute Vorsätze, um mit Schwung in den Januar zu starten.

2020 ist da keine Ausnahme: Zwei Drittel der Deutschen erklärten vor Weihnachten, sie wollten im neuen Jahr mehr für Umwelt und Klimaschutz tun. Ebenso viele nannten in einer Forsa-Umfrage für die Krankenkasse DAK "Stress vermeiden" sowie "mehr Zeit für Familie und Freunde" als Ziele. Unter 30-Jährige nehmen sich demnach besonders häufig vor, öfter mal offline zu sein - ein Vorsatz, der seit der ersten Umfrage im Jahr 2014 laut DAK immer häufiger formuliert wird.

Zeitwohlstand, Selbstverwirklichung oder Selbstfindung im Trend

Neujahrsvorsätze sind auch ein Spiegel der Gesellschaft, sagt Gina Schöler. Die selbst ernannte "Glücksministerin" will den Deutschen dabei helfen, ein klein wenig zufriedener zu werden. Hinter ihrem "Ministerium für Glück und Wohlbefinden" verbirgt sich eine Kampagne, die vor sieben Jahren als Studenten-Projekt begonnen hat. Als Glücksbotschafterin bietet Schöler etwa Impulsvorträge, kreative Workshops und Coaching an.

Es passe in die heutige Zeit, dass gerade jüngere Leute nicht unbedingt große Anschaffungen für das kommende Jahr planten, sagt Schöler. "Häufig geht es eher um Zeitwohlstand, Selbstverwirklichung oder Selbstfindung."

Achtsamkeit boomt

Seit ein paar Jahren ist Achtsamkeit ein großes Thema; Meditation, Yoga und Pilgern boomen ungebrochen. Insofern überrascht es nicht, dass der bewusste Umgang mit sich selbst, mit anderen und mit der Umwelt auch bei den Neujahrsvorsätzen angekommen ist. Das zeigt sich etwa bei Ratgebern, die empfehlen, auch einmal an Blumen zu schnuppern, ohne Grund laut zu lachen oder anderen ein Kompliment zu machen.

Die Evergreens unter den Vorsätzen sind indes nicht totzukriegen. Mehr bewegen und Sport treiben landete zuletzt auf Platz drei der DAK-Umfrage, gesündere Ernährung und Abnehmen folgten auf den Rängen vier und sechs. Schöler sieht darin eher eine Ergänzung als einen Widerspruch zu den "Selfcare"-Plänen. "Vielen ist es wichtig, sich gut um sich selbst zu kümmern."

Blick auf des Ende des Lebens

Die "Glücksministerin" findet diesen Trend bemerkenswert. "Er führt weg vom Prinzip höher, schneller, weiter", sagt sie. "Es gibt eine Rückbesinnung auf das, was wirklich zählt." Wenn Menschen etwa am Ende ihres Lebens Bilanz zögen, gehe es selten um materielle Dinge, sondern um soziale Strukturen, gesundes Miteinander und Zufriedenheit.

Wer sich bislang noch nicht im Fitness-Studio angemeldet hat oder weiterhin ständig am Handy hängt, hat indes keinen Grund zur Verzweiflung. Mit dem Wirf-Deine-Jahresvorsätze-über-Bord-Tag gibt es am 17. Januar sogar einen eigenen Gedenktag, der dazu einlädt, Vorsätze zu überprüfen - und sie eben meistens auch aufzugeben.

Jahreswechsel als Termin unglücklich

Aus Sicht von Gesundheitsexperten ist der Jahreswechsel nicht der sinnvollste Termin für allzu ambitionierte Vorhaben. In der dunklen Jahreszeit ist der Körper am wenigsten leistungsfähig, denn es fehlt ihm an Sonnenlicht und damit am "Stimmungstreibstoff" Serotonin. Die dunklen Tage fühlen sich zudem kürzer an, Sport im Freien macht weniger Spaß. Und viele klagen über Stress im Büro, wenn Arbeit erledigt werden muss, die über die Feiertage liegen geblieben ist.

So oder so brauche es einen inneren Antrieb, damit Vorsätze erfolgreich sein könnten, betont Schöler. Sinnvoll seien zudem möglichst konkrete Pläne: "Auf das tägliche Dessert in der Kantine verzichten" oder "die Treppe nehmen statt den Aufzug" lasse sich eher umsetzen als ein schwammiges "abnehmen". Helfen könne es auch, Fortschritte regelmäßig zu notieren. Alternativ zum Jahreswechsel lassen sich gute Vorsätze auch zu jedem selbstgewählten Tag fassen, rät Schöler: etwa einem Termin, der für einen selbst von Bedeutung ist - wie einem Jahrestag. Vielleicht klappt es aber auch diesmal am Wirf-Deine-Jahresvorsätze-über-Bord-Tag.

Quelle: domradio.de/artikel/neujahrsplaene


Schluss mit den guten Vorsätzen!

Neues Jahr, neues Ich? So funktioniert das leider nicht. Warum es viel besser ist, sich einfach mal nichts vorzunehmen - und realistisch ins neue Jahr zu starten.

Essay von Franz Himpsl und Judith Werner

Das Jahresende ist oft eine einzige große Planungssitzung für den nächsten Optimierungsdurchgang. Wie oft haben Sie in den vergangenen Wochen den Ausdruck "Bilanz ziehen" gehört? Im Textbausteinkasten der Jahresendansprachen findet man ihn jedenfalls ganz oben, Subtext der Bilanzierungsrhetorik: Das muss doch in Zukunft besser gehen! Wenn wir jetzt die richtigen Vorsätze fassen, wird alles anders!

Na, herzlichen Dank für den Hinweis. Als ob wir nicht schon ausreichend mit Verbesserungsansprüchen konfrontiert wären: "Nutzen Sie den Frühlingsschwung für neue Hobbys", heißt es im März, "arbeiten Sie an Ihrer Strandfigur" im Juni. Am Strand angekommen, setzt sich die Tortur fort: "Sommerlektüre: Diese 30 Bücher müssen Sie unbedingt lesen." Wenn die Tage kürzer werden, ist endlich Zeit für persönliche Weiterbildungsprojekte. Aber bloß nicht das Immunsystem vergessen! Und jetzt also das Jahresende, eine einzige große Planungssitzung für den nächsten Optimierungsdurchgang, deren Ergebnisse zusammen mit dem Silvesterblei in gute Vorsätze zu gießen sind.

Auf die Idee mit den Neujahrsvorsätzen kam man ja gewissermaßen schon in der Antike. Die Babylonier trugen bei ihrem Neujahrsfest an die Götter gerichtete Versprechen vor. Und die alten Römer brachten Janus, der sowohl als Gott der Türen als auch der Neuanfänge galt, Opfer dar, um ihn gütig zu stimmen. An sich ganz praktisch: Durch die Bestechung der Gottheit wurde die Last der Verantwortung für ein gelingendes Jahr nach außen delegiert. Heute liegt sie komplett beim Einzelnen - der sich dadurch, dass er sich selbst Besserung gelobt, soziale Anerkennung verschafft.

Die allermeisten Leute werden heute vom Marktkapitalismus sowieso schon recht nah an ihr persönliches Leistungsmaximum herandiszipliniert. Ist es nicht verrückt, dass wir uns am letzten Tag des Jahres um fünf vor zwölf in Erwartung eines funkelnden Feuerwerks tief in die Augen schauen und uns dann nichts Besseres einfällt, als uns im besten Buchhalter-Deutsch darüber auszufragen, wie viel Gramm Bauchfett wir verlieren und wie viel Euro unsere Tagesgeldkonten dazugewinnen sollen? Als sei es jetzt im Leben genauso spät, fünf vor zwölf nämlich, und wir müssten jetzt, zu diesem eigentlich arbiträren Silvesterzeitpunkt, alle Kraft zusammennehmen, müssten uns aufraffen, um unser Leben noch mal umzukrempeln.

Dabei würde es wahrscheinlich reichen, wenn man einfach mal nichts täte. Hier mal eine ganz gewagte These: Böswillige Faulheit ist selten - egal was Boulevard-Schlagzeilen und Onkel Erwin beim Weihnachtsessen behaupten. Die allermeisten Leute werden heute vom Marktkapitalismus sowieso schon recht nah an ihr persönliches Leistungsmaximum herandiszipliniert. Braucht es da überhaupt noch Vorsätze?

Moderne Influencer propagieren ein ziemlich veraltetes Narrativ

Das Leben ist heute vor allem ein Wettbewerb, und gerade deshalb sind wir so empfänglich für dieses "Da geht noch mehr". Darum werden die Geschichtsschreibenden auf 2023 auch einmal als das Jahr zurückblicken, in dem wir Covid halbwegs im Griff hatten, sich dafür aber eine andere Epidemie ausbreitete: diese eine Youtube-Werbung in all ihren Varianten. Je nach Algorithmus sieht man darin manchmal eine gestylte Frau im Yoga-Outfit vor tropischem Pool, manchmal auch einen Anfang Dreißiger, der im Lamborghini militärische Klick-Anweisungen in die Selfie-Kamera seines iPhone Pro raunzt. Gemeinsam ist den vermeintlichen Umsatzmagneten, dass sie gütigerweise bereit sind, uns in ihre Geschäftsgeheimnisse einzuweihen, auf dass wir endlich finanzielle Freiheit erlangen. Vorausgesetzt natürlich, wir sind unsererseits bereit, erst mal gehörig Geld und Vertrauen vorzuschießen.

Sie stirbt einfach nicht aus, die alte Erzählung, es brauche nur schieren Glauben, um eine 180-Grad-Wende zum Guten hinzulegen. Motivationsgurus und Influencer nutzen das Narrativ gerne, dabei ist es eigentlich ziemlich alt. Schon 1952 veröffentlichte der amerikanische Pfarrer Norman Vincent Peale den Bestseller "The Power of Positive Thinking" - und landete damit einen Weltbestseller, der sieben Millionen Mal verkauft wurde. Tenor: Wenn man nur unbeirrbar glaube, dass alles gut werde, ergebe sich der Rest schon von allein. Wenn das mal so einfach wäre.

Nichts gegen einen guten Zauberspruch, aber leider funktioniert positives Denken im Sinne Peales nicht. So betont Martin Seligman - einer der bekanntesten Psychologen der USA - in seinem Buch "Learned Optimism", die Forschung habe gezeigt, dass das reine Wiederkäuen positiver Inhalte weder die Stimmung hebe noch zu mehr Erfolg führe. Es gebe schlechthin keine Belege dafür, dass es irgendetwas bringt, positive Affirmationen im eigenen Kopf hin und her zu wälzen.

Doch wenn ein Jahr sich dem Ende neigt, wird die Sehnsucht nach einem Neuanfang groß. So als würde mit der sich ändernden Jahreszahl auch im Poesiealbum des Lebens eine neue Seite aufgeschlagen. Aber Veränderungen brauchen Zeit und sollten kleinschrittig angegangen werden. Kein neues Kapitel - wir rutschen bestenfalls in eine neue Zeile unserer geistigen Biografie. Unser Gehirn ist ein Gewohnheitstier, und das Einüben von Mustern ist ein mühsamer Prozess.Ich werde nicht von einem Tag auf den anderen ein neuer Mensch - auch wenn ich nach Bali ziehe, meine alten Freunde durch neue (am besten reichere) auswechsle und mir ein neues Image samt passendem Instagram-Profil zulege: Ich bin, wer ich bin. Ich kann die Erfahrungen, die mich geprägt haben, nicht auslöschen.

Die meisten Vorsätze sind Anfang Januar schon wieder Geschichte

Der Philosoph Francis Sanzaro hat neulich in einem Essay für die New York Times die These aufgestellt, wir lebten im Zeitalter der "Mindset-Revolution", in der die Menschen glaubten, sie könnten sich fundamental optimieren, indem sie sich einfach dieses oder jenes zusätzliche Mindset draufschafften: das "Wachstums-Mindset" zum Beispiel oder das "Dankbarkeits-Mindset". Gerade so, als könne man einfach nach Belieben Zusatz-Features an die Psyche tackern. Sanzaro, der nicht nur Philosoph, sondern auch Bergsteiger ist, hat allerdings die Erfahrung gemacht, dass die ganze Mindset-Selbstbeschwörung - Entschlossenheit! Standhaftigkeit! Selbstvertrauen! - wenig bringt, wenn es darum geht, wirklich besser zu werden, also in seinem Fall herausfordernde Berge zu besteigen. Was ihm hingegen geholfen hat, ist eine Strategie, die er "Subtraktion" nennt: Einfach mal dieses ganze verbissene Erfolgsstreben weglassen. Akzeptieren, wer man ist. Keine vollmundigen Ziele formulieren. Sich einfach auf den nächsten Schritt konzentrieren.

Je größer die Ansprüche an die Selbstverbesserung, desto größer auch die Chance, zwischendrin frustriert aufgeben zu müssen. Und so geht es dann auch den meisten: In einer Studie der FOM-Hochschule Essen, die diesen Herbst erhoben wurde, sagte etwa ein Drittel der Befragten, die eigenen Vorsätze für das Jahr 2023 hätten lediglich wenige Monate gehalten. Ein weiteres Drittel erklärte gar, schon Anfang Januar aufgegeben zu haben.

Wie wäre es also, wenn wir's in diesem Jahr einfach lassen würden mit den großen Vorsätzen und wenn wir die Zeit zwischen den Jahren stattdessen zu der Zeit umwidmen, in der wir allzu hohe Ansprüche beerdigen und anerkennen, dass man vieles im Leben nicht im Handstreich ändern kann? Wir dürfen dann auch ruhig ein wenig traurig sein, dass wieder ein Jahr vergangen ist, in dem wir kein Rockstar und keine Astronautin geworden sind, und dass sich das wahrscheinlich auch im kommenden Jahr nicht ausgeht. Ein Moment der fröhlichen Resignation also. So schlimm kann das nicht sein, denn schließlich ist erfahrungsgemäß ein lustiger Leichenschmaus besser als eine verbissene Jahresendansprache.

Quelle: sueddeutsche.de/panorama/gute-vorsaetze-neujahr

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