ⓦ 439 Ich biege, also bin ich: Büroklammerbieger Axel Heuting und die Kunst der Zweckentfremdung

🎧 Unten gibt es als Bonus:

Die ⓦ Radioshow mit dem Büroklammerbieger Axel Heuting

Seit über 40 Jahren biegt er mit einer kleinen Knippex-Zange aus Draht kunstvolle Büroklammern mit Namen, Symbolen oder persönlichen Botschaften. Wir reden über Meditation beim Biegen, über Menschen, die mit Tränen im Auge eine Klammer abholen – und über die stille Kraft, die entsteht, wenn man dem Alltag mit einem Augenzwinkern begegnet. Ein Gespräch über Fantasie, Handwerk und die Kunst der Zweckentfremdung. Jede Biegung zählt 😀

📎 Büroklammern werden zu Symbolen, Gespräche zu Geschichten

Axel Heuting ist 57 Jahre alt, PC-Grafiker in Düsseldorf und seit über 40 Jahren passionierter Drahtbieger – oder wie er selbst sagt: „Büroklammerbieger“. Was einst als Nebenbeschäftigung bei den Mathehausaufgaben begann, wurde über die Jahre zu einer ganz persönlichen Kunstform. Mit einer kleinen Schmuckzange und versilbertem Kupferdraht entstehen in ruhigen Momenten kleine Wunder: Namen, Symbole, Geschenke für Hochzeiten oder individuell gestaltete Lesezeichen – oft gefertigt im Zug, im Wohnzimmer oder live auf Handwerkermärkten.

Im Gespräch erzählt Axel mit trockenem Humor und einem Schuss Sentimentalität von seiner kreativen Leidenschaft. Seine Klammern sind nicht nur praktisch – sie tragen Erinnerungen, Emotionen und persönliche Geschichten in sich. Etwa die Geschichte einer Kundin, die eine Klammer mit den Namen ihres verstorbenen Mannes in Auftrag gab – und Axel mit Tränen in den Augen dankte.

Die Klammern sind Unikate, manchmal schlicht, manchmal aufwendig. Und: Sie entstehen oft im direkten Dialog. Auf Instagram oder Märkten entstehen spontane Kontakte – sei es mit Kindern, Großeltern oder sogar Frittenbudenbesitzern aus Japan. Axel liebt diese kleinen Begegnungen, das direkte Feedback – und dass sein Hobby keine Frachtkosten verursacht.

Neben Namen hat Axel schon Fahrräder, Kakteen, Tiere oder sogar Cocktailsymbole gebogen. Manche Ideen bringen ihn an seine Grenzen – und manche lehnt er auch ab, wenn sie ihm zu „spooky“ erscheinen. Was für andere bloß Draht ist, wird bei Axel zur poetischen Geste.

Das Gespräch ist ein kurzweiliges, inspirierendes Porträt eines kreativen Menschen, der seine Leidenschaft konsequent lebt – ohne Businessplan, aber mit Herz und handwerklichem Feingefühl.

🕒 Kapitelmarken und Links

  • 00:00 Axel: Der Büroklammerbieger

  • 05:38 Mit einer Glückwunschkarte fing es an

  • 08:10 Die Kunst des Zweckentfremdens

  • 10:43 Live: weekly52 biegen

  • 17:06 Andreas Freiherr Mattes von Rotenstein

  • 20:46 Anfragen über Instagram @bueroklammerbieger

  • 22:36 Meine weekly52-Büroklammer 

  • 23:47 Die Kunst der Handschrift

  • 28:05 Vielfältige Drahtbieger und Drahtschreiben-Community

  • 29:31 Cocktail-Klammer, Frittenbude und Motorroller

  • 38:32 Mein ganzer Stolz: Mikrofahrrad

  • 41:13 Emotionale Erlebnisse

  • 45:40 Freude am Handwerk und Reaktionen der Kunden

  • 48:29 Werke mit Edelsteinen

  • 52:10 Auftritt in der SAT1-Show 'Buchstaben-Battle' und Günther Jauch WWM muss warten

  • 59:39 Die Geschichte der Büroklammer

  • 01:02:57 Verschiedene Methoden des Papierheftens

  • 01:05:20 Knippex Biegekurs

  • 01:09:38 Themenwünsche und Spende für weekly52

  • 01:10:27 Das kleine Draht-ABC 

  • 01:13:26 Bonus: Die ⓦ Radioshow: Der Büroklammerbieger Axel Heuting —> s.u.


Die ⓦ Radioshow mit dem Büroklammerbieger Axel Heuting

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📎 Die Geschichte der Büroklammer – kleiner Draht, große Wirkung

Schon im 19. Jahrhundert gab es verschiedene Ansätze, Papier zusammenzuhalten. Damals verwendete man oft Nadeln oder Bindfäden – nicht besonders praktisch. Ab den 1860ern begannen Tüftler:innen, Draht zu biegen – aber nicht immer so, wie wir die Büroklammer heute kennen.

Die meistgenutzte Form der Büroklammer – mit zwei ineinander liegenden Ovalen – wurde 1899 von William Middlebrook in den USA patentiert. Er erfand gleichzeitig auch eine Maschine zur Herstellung dieser Form.

Aber: Der Norweger Johan Vaaler gilt vielerorts ebenfalls als Erfinder der Büroklammer. 1899 meldete er ein Patent an, allerdings für ein weniger praktisches Modell (ohne die doppelte Schlaufe). Norwegische Nationalstolz machte ihn trotzdem zur „offiziellen“ Vaterfigur der Klammer – dort wurde ihm sogar ein Denkmal gesetzt!

Der Name

  • Deutsch: Büroklammer – selbsterklärend, eine Klammer fürs Büro.

  • Englisch: paperclip – deutlich pragmatischer: ein Clip fürs Papier.

  • Französisch: trombone – wegen der Ähnlichkeit zur Form der Zugposaune.

  • Italienisch: fermaglio – bedeutet einfach „Halteklammer“.

  • Polnisch: spinacz – kommt von „spinać“ = zusammenheften.

  • Japanisch: クリップ (kurippu) – eine phonetische Adaption des englischen „clip“

  • Norwegen: binders, in Anlehnung ans Englische – aber mit Stolz auf die eigene Herkunft. In Norwegen wurde die Büroklammer im Zweiten Weltkrieg zum Symbol des zivilen Widerstands. Weil Nazi-Symbole verboten waren, trugen viele Menschen einfach eine Büroklammer am Revers – als stilles Zeichen des Zusammenhalts. Starke Symbolkraft für einen Drahtbügel!

Fazit: Die Büroklammer ist mehr als ein Drahtstück. Sie steht für Erfindungsgeist, Reduktion auf das Wesentliche – und manchmal sogar für Mut.

🇬🇧 Crafting Stories in Wire – Axel Heuting, the Paperclip Bender

Axel Heuting, a 57-year-old graphic designer from Düsseldorf, has spent over four decades turning silver-plated copper wire into personalized artworks. Known as “Der Büroklammerbieger” (the paperclip bender), his passion began during math homework sessions in school – idly bending wire into letters.

What started as idle distraction became a meditative, personal craft. With a small jewelry plier and a spool of wire, Axel creates names, symbols, and decorations that serve as bookmarks, gifts, name tags or emotional keepsakes – often crafted live on-site or sent via post. In this charming and inspiring interview, Axel shares his love for the process, his favorite tools, and how spontaneous interactions – from grandparents buying gifts for their grandkids to a Japanese fry shop owner – keep his creativity alive.

One of the most touching moments? A woman ordered a name pair for a wedding. When she returned to pick it up, she tearfully explained that one name belonged to her recently deceased husband. Axel’s pieces are all unique, hand-formed and full of meaning. Whether it’s cocktail decorations, micro-bikes, or multi-line aristocratic names, Axel accepts the challenge – unless it gets too weird. (Yes, he once declined integrating horsehair.)

His work isn’t about mass production – it’s about presence, joy, and a moment of connection.

If you could turn any idea into wire – what would it be?

🔑 Keywords

Büroklammer, Drahtkunst, Kempen, Handwerk, Kreativität, Zweckentfremdung, Lesezeichen, Slow Art, Minimalismus, kreative Ideen, Kunst aus Alltagsdingen, Persönliches Design, Unikate, Handgemacht, Inspiration, Kunsthandwerk, Namenskunst, Schmuckdesign, Instagram, DIY, Drahtfiguren, Mikroobjekte, Hochzeitsgeschenke, Handarbeit, Storytelling, Drahtpoesie

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ⓦ 438 Damian Dessler: Zwischen Korn, Kollektiv und Kamera: Street Photography im Ruhrgebiet